Geschichte

Wann und wo der Wein in die Frühgeschichte der Hochkulturen eintrat, kann mit Sicherheit nicht nachgewiesen werden. Gewiss ist, dass er schon in Urzeiten als göttliches Getränk galt, dessen Werden und Verbreitung in enger Verbindung mit Mythen und Sagen steht und der seitdem sowohl fester Bestandteil der Agrarkultur als auch der Lebenskultur ist.

Die Ursprünge

Ein großer Teil unserer heutigen Fauna entstand im Tertiär, der erdgeschichtlichen Periode, die nach der Kreidezeit vor etwa 65 Millionen Jahren begann. Ihr erster Abschnitt war vom warmen Klima geprägt, das über große Teile der damals eisfreien Erde die Entwicklung der Pflanzenwelt förderte.

Kleinbeerige nordamerikanische Wildrebe

Vor allem begünstigte sie Entstehen und Verbreitung von Pflanzen, deren Entwicklung von Wärme abhängt, so auch die Arten der botanischen Familie der Vitaceae (Weinrebengewächse). Bei den Ur-Reben, oft als „Wilder Wein“ bezeichnet, handelt es sich um Klettersträucher und lianenartige Ranken, die in Nord- und Mittelamerika und in Ostasien vorkommen. Für die Weinerzeugung ist die Gruppe der Viniferae aus der Untergattung Euvitis (Europäer- und Amerikanerreben) von Bedeutung. Dazu zählt die Spezies Vitis vinifera Linné, die ausschließlich in Mittel- und Südeuropa sowie in Vorderasien heimisch ist und sich gegenüber den anderen Vitis-Varietäten durch ihren hohen Zuckergehalt auszeichnet.

Mit Beginn der Eiszeit ging die Verbreitung von Wildreben in Nord- und Mitteleuropa zurück und beschränkte sich auf die Länder des Mittelmeerraumes. Mit zunehmender Klimaerwärmung zu Beginn des Holozän (vor etwa 20 000 Jahren) drang sie wieder in Gebiete nördlich der Alpen vor. Im geringen Umfang haben sich diese Wildreben – oft als sogenannte „Waldreben“ - zum Beispiel am Oberrhein und an der Donau erhalten.

Archäologische Funde und andere Quellen belegen Anfänge der Weinbereitung in den ersten Hochkulturen in den Regionen des Mittleren Ostens. So zum Beispiel in Godin Tepe (heute Iran), wo ein großer Vorratskrug aus der Zeit um 3500 gefunden wurde, der Reste von Säure und Weinkristallen aufwies.

Da Weinrebengewächse aber auch in anderen Ländern und Kontinenten vorkommen, von deren Bewohnern und ihrer Landwirtschaft bislang keine entsprechenden Zeugnisse überliefert sind, ist nicht auszuschließen, dass auch hier in frühen Zeiten Früchte der Wildreben nicht nur als Nahrung, sondern auch zur Weinerzeugung verwendet wurden.


Altertum

Reben wachsen an Bäumen und werden girlandenartig verbunden (Arbusta-Kulturart); in Ägypten Reberziehung in Lauben (Holzrahmen-Gerüste); Austreten der Trauben in Trotten; Auspressen der Maische in Sackpressen; Würzen des Weines mit vielfältigen Zusätzen (Kräuter, Früchte, Blüten, Harz, Seewasser); Weinaufbewahrung in Lederschläuchen und Tierfellen oder mit Tierhäuten verschlossenen Tongefäßen; Trinkgefäße aus (mehrfarbiger, ornamentaler) Keramik.

Um 6000 v. Chr. Kleinasien
Funde von prähistorischen Traubenkernen und Traubenpressen (in der Nähe von Damaskus) belegen Anbau und Keltern von Reben in der Bronzezeit als Nomaden sesshaft wurden und Ackerbau betrieben.

Um 4000 v. Chr. Kaukasien
Im Gebirgsland zwischen Kaspischem Meer und Schwarzem Meer (Georgien, Armenien) werden Weingefäße mit Rollsiegeln, die die Herkunft des Weines angeben, verwendet.

Keltern der Weintrauben – ägyptische Wandmalerei im Grab des Nakht, Theben, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1420 v. Chr. (Ausschnitt)























Um 3000 v. Chr. Ägypten
Aus Wildreben entstehen durch Mutation (und möglicherweise durch Züchtung) einhäusige Kulturreben (vitis vinifera var. Sativa). Hochentwickelte Weinkultur; Wandmalereien in Gräbern (u. a. Sakkarah, 2400 v. Chr. und Grab des Nakht, 1425 v. Chr. mit Darstellungen von Rebanbau, Weinlese und Keltern sowie Weingärten und Weingefäßen; bei den Sumerern Rollsiegel zur Kennzeichnung des Inhalts von Weingefäßen für Lieferung an die Tempel (mit Angabe der Herkunft und des Jahrgangs); „Weingesetze“.

Um 2700 v. Chr. Mesopotamien (Zweistromland, heute Irak)
Intensiver Weinhandel (bis 1700). In dem um 1900 v. Chr. verfassten Epos um den Herrscher Gilgamesch (2750) wird Wein erwähnt.

Um 1900 v. Chr. Kreta
Der riesige Palast von Knossos verfügt über ausgedehnte Magazine mit großen Vorratskrügen für Wein und Olivenöl.

Um 1800 v. Chr. Mesopotamien
Erste gesetzliche Vorschriften für den Handel mit Wein durch Hammurapi, König von Babylonien (auf einer Säule im Tempel von Bel Merodach).

Um 1600 v. Chr. Griechenland
Weinkultur in mykenischer Zeit. Um 1500 v. Chr. Ägypten
Wein-Einfuhren aus Palästina, Kreta und dem afrikanischen Punt (Somali); Wein-Trinkgefäße aus Glas.

Um 1400 v. Chr. Kleinasien (Hethiter-Reich)
Wein als Dankopfer in der Götterverehrung.

Um 1200 v. Chr. Griechenland
Entfaltung der Weinkultur durch Handelsbeziehungen (z. B. mit Phöniziern und über Kreta) und eigenen Anbau.

Um 1000 v. Chr. Palästina, Israel, Ostjordanland
Das Alte Testament der Biblischen Geschichte dokumentiert verbreitete Rebkultur ebenso in Ländern Zentralkleinasiens (nach der „Sintflut“, historisch um 7500 v. Chr.) legt Noah einen Weingarten an und wird vom Wein berauscht).


Antike

Amphora und Dolia für Transport und Lagerung; Homer beschreibt Weinarten und Trinksitten; Dionysos-Kult; Wein wird vom Heilgetränk zum Volksgetränk und Handelsprodukt.

700 v. Chr. Griechenland
Der Dichter Hesiod erwähnt helle und dunkle Trauben von hoch wachsenden Stöcken, die sich von der Last der Blätter und der silbernen Ranken beugen, er nennt als besten Zeitpunkt für Beginn der Weinlese den 8. bis 15. September und beschreibt die Erzeugung süßer Weine, die mit Wasser verdünnt getrunken werden.

600 v. Chr. Italien
Weinanbau in griechischen Kolonien Unteritaliens.

600 v. Chr. Frankreich
Über ihren Hafen Massalia (Massilia, heute Marseille) bringen jonische Griechen Wein nach Südfrankreich, wo wahrscheinlich auch die dort wachsenden Reben schon zur Weinherstellung genutzt wurden.

600 v. Chr. Griechenland
Wein- und Obstbau gesetzlich geschützt.

Attische bemalte Trinkschalen aus dem Ende des 6. Jh. v. Chr.: (links:) rötlicher Scherben mit schwarzgebranntem Tonüberzug, B 26,5 cm, (Kunstmuseum Düsseldorf), und rotfigurige Trinkschale, D 28 cm, (Rheingauer Weinmuseum, Rüdesheim)














600 v. Chr. Persien (Iran)
Aufzeichnungen auf Tontafeln belegen die Ausgabe von Wein als Teil einer Entlohnung für bestimmte Arbeiten sowie zur Verköstigung von Reisenden.

500 v. Chr. Germanien
Germanische Fürsten beziehen aus griechischen Kolonien am Mittelmeer Wein, den sie aus kostbaren Trinkschalen genießen. 500 v. Chr. Spanien
Weinanbau in den östlichen und südöstlichen Küstenländern der iberischen Halbinsel.

500 v. Chr. Griechenland
Verbreitung des Dionysos-Kults, mit dem der Gott der Vegetation und der Fruchtbarkeit, des Weines und der Ekstase gefeiert wird. 500 v. Chr. Italien
Weinbau und Weinhandel durch die Etrusker.

500 v. Chr. Karthago
Agrarwirtschaft und Weinbau an der tunesischen Mittelmeerküste. Mago verfasst im 2. Jh. v. Chr. ein landwirtschaftliches Standardwerk, das im 1. Jh. v. Chr. ins Lateinische und Griechische übersetzt wurde.

450 v. Chr. Mittel- und Südeuropa
Weinanbau durch die Kelten.

(von links:) Boötische Kanne, Keramik, H 20 cm, 5. Jh. v. Chr. (Rheingauer Weinmuseum, Rüdesheim); Etruskischer Krug, Bronze, 5. Jh. v. Chr., H 12,5 cm, D 15,5 cm (Replikat); Römische Bronzekanne, H 25 cm (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz)















416 v. Chr. Griechenland
Beschreibung des „Symposion“ als geselliges Gastmahl beim Wein mit geistvollen Gesprächen durch den Philosophen Platon. Ähnliche Schilderungen erfolgten in späteren Jahren durch den Schriftsteller Xenophon sowie in Essays u. a. von Epikur, Plutarch, Athenaios und Eubulos.

400 v. Chr. Griechenland
Der Arzt Hippokrates beschreibt den gesundheitlichen Wert einzelner Weinsorten und betont mäßigen Weingenuss.

400 v. Chr. Italien
Wein vornehmlich Kultgetränk, Frauen ist er untersagt.

Rotfigurige Trink- und Mischgefäße: apulischer Krater mit zwei Mänaden mit Traube, 3. Jh. v. Chr. H 28 cm, D (oben) 29 cm (Rheingauer Weinmuseum, Rüdesheim), griechische Trinkschalen und Mischgefäß, 3. Jh. v. Chr. (Historisches Museum der Pfalz, Speyer)














320 v. Chr. Griechenland
Aristoteles führt unter den Gewächsen bei den öligen und süßen Fruchtarten mit flüssigem Saft die Weintraube auf und beschreibt die Pfropfung der Rebe als wichtige Maßnahme für die Veredelung. Sein Schüler Theophrast vertieft in seiner „Naturgeschichte“ die Erkenntnisse seines Lehrers Aristoteles, vor allem bezüglich Bodenbearbeitung, Pflanzung und Rebschnitt.


Römische Antike

Anlage der Weingärten nach dem Prinzip „Saat in die Ebene, Wein an den Hügel, Wald auf den Berg“; Große Vielfalt „edler“ (echter) Weine (80 bis 100 Sorten), von denen etwa die Hälfte italienischen Ursprungs sind, die übrigen in Griechenland, Kleinasien und Ägypten wachsen; Bodenbearbeitung (z. B. Unkrautbeseitigung) mit Hacke bzw. Karst, Spaten und Schaufel, später auch mit Holzpflug; Düngung mit animalischem Dünger, Kompost, Trester sowie Gründüngung; Weingärten mit Heckenreben (kriechende, buschartige Rebpflanzen) und an einzelnen Holzpfählen (Einzelpfahlerziehung); Kammer(t)bau mit rechteckig verbundenen Balken (Rahmenerziehung); Binden mit Weidenruten oder Schilfrohr; Rebschnitt mit sichelartigem Winzermesser („Sesel“), bei Laubarbeiten und Lese Berücksichtigung von Güte und Menge der Erträge;

Weinanbau im römischen Kaiserreich






















Wahl des Lesezeitpunktes nach Witterungsbedingungen und Färbung der Beeren und Kerne sowie selektive Lese, bei der kranke und unreife Trauben (Herlinge) nicht verwendet werden; Verwendung der Bütte (Logel) für Traubentransport bei der Lese; Gewinnung von „Strohweinen“ und „Auslesen“ mit rosinenartig geschrumpften Beeren („Trockenbeeren-Auslesen“); Baumkelter (Torkel) mit Seilen und Winden und Schrauben-Presse, spezielle Kelterhäuser; Holzfässer für Weintransport; Konsum sowohl junger als auch längere Zeit gelagerter Weine; Trinkgefäße aus Glas und Keramik (Becher, Schalen, Pokale).

150 v. Chr. Italien
Im landwirtschaftlichen Lehrbuch „De agri cultura“ vermittelt der römische Staatsmann und Schriftsteller Cato (der Ältere) seine Erfahrungen bei der Bewirtschaftung eines Weinguts. Das einzige vollständig erhaltene Prosawerk befasst sich mit sämtlichen Aspekten des Weinbaus, von der Art der Rebkultivierung und –Erziehung über Weinbergsarbeiten bis zur Lese und Verarbeitung der Trauben.

150 v. Chr. Italien
Der Arzt Galen beschäftigt sich in einer Schrift mit gesundheitlichen Aspekten des Weinkonsums.

130 v. Chr. Asien
In China erstmals Wein aus Trauben, bislang nur weinähnliche Getränke aus Hirse oder Reis.

125 v. Chr. Frankreich
Weinbau in der römischen Kolonie „Gallia Transalpina“, zunächst in der Provence, später auch an Rhône und Saône.

121 v. Chr. Italien
Erstmals Erwähnung eines „Spitzenjahrgangs“ (zur Zeit des Konsuls Opimius = opimianischer Wein) des berühmten Falerner.

100 v. Chr. Süd- und Mitteleuropa
Export mediterraner Weine unter anderem nach Gallien und Germanien; die Belieferung erfolgte in großen Tonamphoren. Bacchus wird in den „Bacchanalien“ als Gott des Weines (später der Unterwelt) verehrt.

Zeugen antiker Weinkultur in Germanien: Römische Glasflasche, mit verharztem Wein gefüllt, über dem sich eine Mischung aus Gewürzen und Öl befindet, H 12 cm, 1. Jh. v. Chr.; Römisches Bacchusmonument mit Weinernte-Motiv, Säulentrommel, H 127 cm, 1. Jh. n. Chr., Fundort Speyer, (Historisches Museum der Pfalz, Speyer); Römischer Trinkbecher, Keramik (Irdenware), schwarzgebrannter metallisch glänzender Tonüberzug, bemalt mit weißem Tonschlicker, Wellenrand mit stilisierten Ranken, H 14,5 cm, 1. Jh. n. Chr. (Kunstmuseum Düsseldorf)


















37 v. Chr. Italien
Der Schriftsteller Varro begründet mit „Rerum rusticarum libri III“, in der er den Rebanbau beschreibt, die Landwirtschaftsliteratur römischer Antike.

10 v. Chr. Italien
Der römische Dichter Horaz, Besitzer eines großen Landgutes bei Tivoli, kritisiert ausschweifende Trinkgelage


nach Christus:

50 Italien
Im Zuge der Ausbreitung ihres Imperiums intensivieren die Römer in den neuen Provinzen den Weinbau, indem sie auch vorhandene (Wild-)Reben nutzen. Der römische Agrarschriftsteller Columella verfasst mit der Enzyklopädie „De re rustica“ einen umfassenden Ratgeber für die Bewirtschaftung eines (italischen) Landgutes mit besonderer Berücksichtigung des Weinanbaus aufgrund eigener praktischer Erfahrungen.

70 Frankreich (Gallien)
In Burdigala (Bordeaux) beginnen dort ansässige Weinimporteure mit Rebanbau.

Römische Brunnenrinne mit Kelterszene, halbrundes Relief, Marmor, H 20 cm, B 45 cm, Villa Albani, Rom, 2 Jh. n. Chr. (Replikat)
















77 Italien
In seinem enzyklopädischen Werk „Naturalis historia“ (Naturgeschichte) vermittelt der Schriftsteller Plinius (der Ältere) das Wissen seiner Zeit über Rebe und Wein (im 18. Buch), indem er u. a. auf die Werke von Varro und Cato Bezug nimmt.

92 Römisches Reich
Kaiser Domitian untersagt den Rebenanbau in den gallischen Provinzen mit Teilen Germaniens, um die Überproduktion von Wein einzuschränken und den Anbau von Getreide sowie die Weinexporte aus Italien zu fördern.

278 West-Römisches Reich
Kaiser Probus, Sohn eines Bauern und Gärtners, hebt die von Domitian erlassene Beschränkung des Weinanbaus auf. Er gilt als Begründer der Weinkultur nördlich der Alpen, insbesondere in den linksrheinischen Gebieten und an der Mosel, indem er unter anderem seine Legionäre zur Anlage und Bewirtschaftung von Weinbergen verpflichtet. Das Holzfass löst für Wein-Lagerung und Transport die Amphore ab.

300 West-Römisches Reich
Mit dem glanzvollen Höhepunkt, den das weströmische Reich wirtschaftlich und kulturell erlebt, erreicht auch die Weinkultur (bis nach Britannia) ihre erste Blütezeit des Weinbaus. Literarische Quellen, eindrucksvolle Stein- und Grabdenkmäler und Ausgrabungsfunde von römischen Kelteranlagen, Gutshöfen sowie Funde von Trinkgefäßen, Rebmessern und Traubenkernen dokumentieren die Entfaltung römischer Weinkultur. Etymologisch wirkt sie sich in der Übernahme von Bezeichnungen aus der lateinischen in die deutsche Sprache aus bei Worten wie z.B.: Wein (vinum), Most (mustum), Keller (cellarium), Winzer (vinitor).

Gewölbemosaik im Umgang des Mausoleums von Santa Constanza, 340-345 n. Chr., Rom: Traubenlese mit Amoretten und Keltern (Ausschnitt)



















371 Germanien
Ausonius, römischer Konsul und Rhetorik-Professor, der zeitweise in Bordeaux lebt, verfasst ein Lobgedicht auf die Mosel-Landschaft und ihre Weine „Mosella“

„Weinschiff von Neumagen“ – Grabmal eines Weinhändlers, weißer Sandstein, H 111 cm, L 281 cm, 3. Jh. n. Chr., Fundort: spätrömisches Kastell, Neumagen/Mosel (1878), Rekonstruktion, (Original als Fragment im Rheinischen Landesmuseum Trier)






















Mittelalter

Durch die Folgen der Völkerwanderung beträchtliche Einbußen im Weinbau. Der von den Römern wissenschaftlich begründete Weinbau wird vernachlässigt und gerät fast in Vergessenheit, wird jedoch nicht völlig aufgehoben. Zum Verfall der Weinberge tragen auch die schlechten Lebensbedingungen der Bauern bei. Um 800 Beginn einer warmen Klimaperiode, die bis zum 14. Jahrhundert dauert und günstige Voraussetzungen für den Rebanbau schafft. Die Anbauflächen werden ausgedehnt, Klöster, Stifte und Adel beginnen Weinbau wieder in fachlich fundierter Weise zu pflegen. In Schenkungsurkunden der Klöster werden erstmals die Namen zahlreicher Weinbauorte aufgeführt. Rebanbau erfolgt in den Weingärten nicht nach Sorten getrennt, sondern „im gemischten Satz“. Weißweine werden höher geschätzt als Rotweine, die im Anbau vorherrschten. Weine werden mit geographischer Herkunft bezeichnet, die als Qualitätsmerkmal gilt.

742 Deutschland
Urkundlich wird erstmals eine (heue noch bestehende) Weinlage erwähnt: „Glöck“ bei Nierstein (genannt in einer Schenkungsurkunde des Frankenherzogs Karlmann)

812 (?) Karolingisches Reich
In den „Captulare de villis“ (Landgüterverordnung) erlässt Karl der Große präzise Anweisungen über die Art der Rebpflanzungen bis zum Keltern des Mostes. Er verbiete aus Gründen der Sauberkeit das Trauben-Pressen durch Austreten mit den Füßen und verfügt, dass dazu Keltern benutzt werden müssen. Für Aufbewahrung und Transport werden anstelle von Weinschläuchen Holzfässer vorgeschrieben, die mit Eisenreifen verstärkt sind.

900 Deutschland
Nach der Aufsplitterung des Fränkischen Reiches fördern die Ottonen den Weinbau auch in Mitteldeutschland. Selbst an der Ostsee wird Wein angebaut. Je ausgedehnter die Rebflächen, desto minderwertiger zumeist der auf ihnen geerntete Wein. Der Wein wird Volksgetränk und nimmt die Funktion eines Naturgeldes ein.

„Monat September“ Platte eines Kastens, Elfenbeinrelief, Konstantinopel, 11. Jh., H 8,1 cm, B 5,4 cm (Gipsabguss Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin); „Die Kundschafter mit der Riesentraube“, Illustration aus „Biblia Sacra Germanica“ 4. Mose, 13, Nürnberg 1483, (Kupferstichkabinett Berlin, Nachdruck Gutenberg Museum, Mainz)

















980 West-Europa
Vom zunehmenden Weinkonsum profitieren viele Städte als florierende Weinhandelsplätze, so Straßburg, Colmar, Mülhausen, Worms, Mainz, Köln und Frankfurt sowie in Süddeutschland, Nürnberg, Augsburg, Ulm, Regensburg und München als bedeutende Umschlagzentren für Weinimporte aus dem Süden.

1000 Amerika
Zur Zeit der Wikinger gelangte der Entdecker Leif Erikson an die nordamerikanische Küste, wo sein deutscher Begleiter Tyrkir etwa in der Gegend des heutigen New England der Saga nach Weinreben fand. Dieses Land wurde daraufhin Vinland (oder Winland) genannt (in altnordischer Sprache kann dieses Wort auch Weideland meinen).

1100 Deutschland
Weinbau in Brandenburg. Zur gleichen Zeit auch in Westfalen, an den Hängen der Ruhr, im Sauerland und im Münsterland. Rings um Hildesheim und Göttingen siedelt sich der Weinstock an.

1170 Deutschland
Aus Burgund (Cîteaux) kommend, wo sie bereits namhafte renommierte Weingüter begründeten (z. B. Clos de Vougeot) errichten Zisterzienser-Mönche im Rheingau Kloster Eberbach, das sich in den folgenden vier Jahrhunderten mit einer Rebfläche von etwa 5000 Hektar und 200 Außenstellen (Gutshöfen, Kellereien, Umschlagplätzen) zu einem der größten Weinbau- und Weinhandelsunternehmen entwickelt.

Tausendjährige von Zisterziensern begründete Weinberge: Steinberg (Kloster Eberbach im Rheingau) und Clos de Vougeot an den Côtes de Beaune (Burgund)












1141 Italien
Das toskanische Castello Brolio wird mit ihren Besitzern Ricasoli, die in dieser Region Weinbau treiben, erstmals erwähnt. Die renommierte Weinbau-Dynastie Antinori führt als ihren Begründer im Jahr 1180 Rinnecio di Antinoroo (aus dem Namen wird später Antinori) an, der in der Toskana Wein erzeugt. Nach Florenz umgesiedelt, tritt sie 1385 der Weingilde bei. Zu den ältesten italienischen Weinguts-Besitzern gehören außerdem die Marchesi de’ Frescobaldi, deren Familien-Geschichte bis zum Jahr 1300 zurückreicht.

1211 Deutschland
Die Brüder Greiffenclau verkaufen an das St. Viktorstift in Mainz Weine aus ihrem Heimatort Winkel/Rheingau. Damit sind sie belegt eines der ältesten Weinbau-Geschlechter und ihr ab 1330 errichtetes Schloss Vollrads eines der ersten namentlich dokumentierten Weingüter der Welt. (Das Weingut befindet sich seit 1997 nicht mehr in Familienbesitz). Als ältester Weinbaubetrieb Deutschlands, der ununterbrochen im Familienbesitz ist (in der 32. Generation) bezeichnet sich das Weingut der Familie deren Prinzen zu Salm-Salm auf Schloss Wallhausen/Nahe, die 1200 zum ersten Mal erwähnt wird. Eine ähnliche große Weinbautradition weisen die Grafen Neipperg (ab 1248) auf.

1225 Frankreich
In seinem Epos „Bataille des vins“ (Schlacht der Weine) beschreibt Henri d’Andely kontrovers die Eigenschaften guter und schlechter Weine und lobt dabei vor allem die Weine aus Zypern. In einem ähnlichen Gedicht „La Disputoison de vins et de l’aue“ (Disput zwischen Wein und Wasser), das etwa ein Jahrhundert später verfasst wurde, werden die Weine aus dem Burgund gepriesen.

1230 Frankreich
Die Hafenstadt und Weinmetropole Bordeaux entwickelt sich zum führenden Umschlagplatz für Weine („Claret“ von vinum clarum, ein hellroter Wein) nach England. Seitdem wird Bordeaux auch als „Weinkeller Englands“ tituliert.

1283 Frankreich
Erste Erwähnung der im späten Mittelalter weit verbreiteten Rebsorte Heunisch.


14. Jahrhundert

Wein wird unterschieden nach „jung“ und „alt“ (etwa drei bis fünf Jahre gelagert), nicht nach Jahrgang oder Sorte. Urkunden nennen vereinzelt Namen von Weinlagen, als Wein-Herkunftsbezeichnung werden sie nicht erwähnt. Wein-Küfer sind meist auch „Wein-Würzer“, die mit der Zugabe vielfältiger Stoffe Weine trink- und haltbar machen, zum Beispiel Säureminderung durch Asche. Weine werden mit Eiweiß und Milch geklärt (geschönt). Gewürzte Weine sind zur Stärkung und als Heilmittel begehrt. Da Wein als Handelsprodukt und Steuerquelle immer mehr Bedeutung erhält, legen sich Städte eigene Weinkeller von beträchtlichem Ausmaß an und begründen „Ratskeller“. Auch die Anzahl der Wirtshäuser und Trinkstuben der Zünfte nimmt zu. Der Weinkonsum bei Arm und Reich steigt ständig. Gemäß den Aufzeichnungen im Wirtschaftsbuch eines Patrizierhaushaltes werden dort pro Jahr etwa 3.400 Liter Wein verbraucht und etwa 8.000 Liter Wein gelagert. In adeligen Haushalten ist er jedoch noch wesentlich höher: Die Grafen von Katzenelnbogen bezogen auf ihrer Burg Rheinfels 1427 über 22.000 Liter Wein, die auch für die Bediensten, Gäste und Soldaten bestimmt waren.

Holzschnitt-Illustrationen in „Vom Ackerbaw“ Viertes Buch „Von Weingärten vn Weintöcken“ von Petrus de Crescentiis, gedruckt von Peter Drach, Speyer, 1490/95











1305 Italien
In handschriftlichen Übertragungen erscheint eines des bedeutendsten spätmittelalterlichen Werke landwirtschaftlicher Literatur: „Ruralium commodorum libri VII“ mit einem ausführlichen Kapitel über Weinbau. Das von dem Advokat und Gutsbesitzer Petrus de Crescentiis verfasste Lehrbuch basiert auf den Arbeiten römischer Agrarschriftsteller und findet ab 1458 in gedruckter Form, in fünf Sprachen übersetzt, große Verbreitung.

1308 Deutschland
Dresdner Schankordnung von Markgraf Friedrich von Dresden, die den Verschnitt von neuem mit altem Wein und den Verkauf von unvermessenem Wein verbietet.

1350 Italien
Ein weiterer mittelalterlicher „Weinbuch-Klassiker“ wird von dem Arzt und Chemiker Arnoldus de Villa Nova verfasst: „Liber de Vinis“. 1478 erscheint es auch in deutscher Sprache und anschließend noch in zahlreichen weiteren Ausgaben.

Spätmittelalterliche Weinliteratur: Deutschsprachige Ausgaben des Liber de Vinis von Arnoldus de Villa Nova: Augsburg 1529 und Zwickau 1530 sowie das Weinbüchlein von Martin Greulich, 1545



















1360 Mitteleuropa
Weinanbau in Böhmen, ausgedehnte Rebflächen um Prag.

1398 Italien
Erste Erwähnung der Weinbezeichnung „Chianti“.


15. Jahrhundert

Mit über 300.000 Hektar Rebfläche erreicht der Weinbau in Deutschland seine größte Ausdehnung. Weinberge werden angelegt in Berlin, Wusterhausen, Guben, Werder und Frankfurt/Oder. In Mecklenburg-Schwerin wird Wein um Plauen angebaut. Auch in Schlesien steht der Weinbau in hoher Blüte. Zugleich erhalten die durch die Hanse eingeführten alkoholreichen Weine aus südlichen Ländern Bedeutung. Entsprechend weit gefächert ist das Weinangebot mit unterschiedlichsten Herkunftsweinen wie Weinen aus den rheinischen Anbaugebieten, aus dem Elsass, aus Italien („Welschwein“), aus Südtirol (Vernatsch) oder aus Griechenland (Malvasier). Besonders hoch geschätzt ist der Muskateller. Weingefäße und Trinkgläser mit großem Material- und Formenreichtum, angefangen von Tonkrügen und Zinnkannen bis zu Tonbechern aus Holz, Ton oder Zinn. Wohlhabende Bürger leisteten sich Trinkgläser.

1421 Madeira
Heinrich der Seefahrer lässt im Süden der Insel in der Nähe von Funchal Wald roden und Reben von Zypern und Kreta pflanzen.

1435 Deutschland
Erste Erwähnung der Rebsorte Riesling in einer Weinlieferung aus Rüsselsheim. Unter der Bezeichnung Rußling (oder Rusling), die möglicherweise identisch ist mit Riesling, wird sie bereits 1402 und 1430 (in einem Weingarten bei Worms) aufgeführt.

1482 Deutschland
In einer Erklärung fränkischer Fürstbischöfe wird dass Weinpanschen verurteilt. Sie enthält Anweisungen über die zugelassenen Behandlungsmaßnahmen bei der Weinherstellung, zum Beispiel das Keltern der Trauben ohne Zusätze oder das maßvolle Schwefeln.

Der Dichter Virgil und der Ritter Maecenas im Weingarten – Illustration aus Vergil: Georgica II, Straßburg 1502. Das Bild zeigt die damaligen Erziehungsarten der Reben, hoch und freihängend als Ranken am Baum (links), Pfahl-/Stickel-Erziehung (oben Bildmitte), Pergola-/Laubengang-Erziehung (Mitte) und Kammertbau/Holzrahmengerüst.


























1495 Deutschland
Weinverordnung des Markgrafen von Baden, in dem unter anderem die Verwendung von Schwefel zur Konservierung des Weins geregelt ist. 1498 erlässt der Reichstag in Freiburg die „Ordnung und Satzung über den Wein“ des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.


16. Jahrhundert

Klöster verbreiten Weinbau in den östlichen und nördlichen europäischen Ländern. Die Kenntnisse über Rebanbau und Weinherstellung vermitteln nach Gutenbergs Erfindung des Druckens „Kunstbücher“ und die so genannte Hausväter-Literatur. Sie enthalten Anweisungen zur Erzeugung von Trauben-, Kräuter-, Gewürz-Weinen sowie Essig. Die Höhe der Weinpreise hängt nicht nur von den jeweiligen Erträgen eines Jahrganges, sondern auch von seiner Herkunft ab: Zu den preisgünstigen Weinen zählen Weine aus französischen Regionen (mit Ausnahme von Beaune, die zu den teuersten zählen). Roter Rheinwein ist ebenfalls preiswert, weißer Rheinwein hingegen teurer. Höchste Preise erzielen Malvasier und Muskateller. Für das Traubenpressen wird die Spindelkelter mit Holzspindel eingesetzt. Für die Trinkkultur der Renaissance gibt es prachtvoll gestaltete Trinkgefässe aus Glas und Edelmetall, oft in phantasievoller Formgebung (z. B. Mönch- oder Tiergestalten).

1500 Deutschland
Im Rheingauer Kloster Eberbach wird das Riesenfass mit einem Volumen von 70.000 Liter mit Wein gefüllt. Das zu seiner Zeit größte Fass der Welt wird 1525 bei einem Bauernaufstand geleert und zerstört.

1510 Indien
Während der portugiesischen Kolonialherrschaft werden Rebflächen angelegt. 250 Jahre später bauen auch die britischen Kolonialherren Wein an. Ende des 19. Jh. vernichtet die Reblaus die Rebkulturen.

1520 Japan
Anlage von Rebgärten durch portugiesische Missionare. (Ob schon im 8. Jh. Reben angebaut wurden, ist ungewiss). Seit dem späten 19. Jh. werden vornehmlich Tafeltrauben angebaut.

1522 Nordamerika
Der italienische Seefahrer und Entdecker Giovanni da Verrazano trifft in einer Nebenbucht des St.-Lorenz-Golfes auf Weinreben, von deren er berichtet, dass sie süß seien und zur Herstellung von Wein bestens geeignet wären.

1522 Mittel- und Südamerika
Mit der Kolonisation gelangt aus den europäischen Weinbauländern die Rebe auf den Subkontinent. Cortez lässt nach der Eroberung von Mexiko 1524 dort Reben anbauen.

1523 Frankreich
Chasselas-Reben (Gutedel) gelangen von Konstantinopel nach Frankreich und werden in Weinbergen des Ortes Chasselas (bei Mâcon) sowie in Südfrankreich angepflanzt. Anbau in Deutschland ab 1607 (in Württemberg).

1525 Frankreich
Am Stadtrand von Bordeaux (Pessac) entsteht als erstes Schlossweingut Château Haut-Brion, dessen Wein bereits 1663 mit der Château-Bezeichnung in England eingeführt wird.

Château Haut Brion; das erste „Große Fass“ im Heidelberger Schloss, erbaut 1589-91 vom Landauer Küfer Michael Werner (Johann-Casimir-Fass). Es fasst 127.000 Liter und wurde im 30jährigen Krieg zerstört.














1539 Deutschland
In seinem „Kräuterbuch“ beschreibt der Botaniker und Arzt Hieronymus Bock erstmals verschiedene Rebsorten, ihre Merkmale und ihre Anbaugebiete. Das Buch erzielte zahlreiche Auflagen bis ins 17. Jahrhundert.

1548 Österreich
Um die wirtschaftliche Lage der Weinbauern zu verbessern erlässt Ferdinand I. eine „Weingartenverordnung“, in der die Verpachtung von Rebflächen und Entlohnung der Weinbergsarbeit in „angemessener“ Weise geregelt und die Anlage neuer Weingärten verboten wird.

1550/1556 Peru und Argentinien
Pflanzungen von Stecklingen spanischer Reben (oder Rosinenkernen) durch Missionare und Siedler.

1550 Chile
Aus Mexiko oder/und aus Europa stammende Reben werden zunächst von Jesuiten-Missionaren, in den folgenden Jahrzehnten auch von Siedlern in ausgedehnten Rebanlagen für die Weinerzeugung genutzt. Chile entwickelt sich innerhalb kurzer Zeit zum bedeutenden Weinbauland, das Spanien mit billigen Weinen Konkurrenz macht.

1564 Nordamerika
Französische Hugenotten errichten an der Ostküste von Florida eine Siedlung mit Rebgärten, die jedoch nach kurzer Zeit von Spaniern erobert und zerstört wird.

1580 Deutschland
Als eines der ersten deutschsprachigen populären Fachveröffentlichungen erscheint „Das Weinbuch“ von Johannes Rasch, ein in Niederösterreich (Pöchlarn) gebürtiger vielseitiger Autor, Organist und Buchhändler. Zahlreiche Ratschläge für die Praxis von Weinbau und Kellerwirtschaft, die oftmals auf einschlägigen Veröffentlichungen über identische Themen aus dem 15. und 16. Jahrhundert basieren.

1592 Deutschland
In Berlin gibt es 92 Weinberge.


17. Jahrhundert

Stillleben – vornehmlich von holländischen Meistern – sowie kunstvoll geformte, zarte Trinkgläser spiegeln die prachtvolle Verknüpfung von Kunst und Kunstgewerbe im 17. Jahrhundert. Typisch für die symbolhaltigen Kompositionen sind (Abbildung links) das Stilleben mit Früchten, Hummer und Weingläser sowie der „Frühstückstisch“ von Cornelis de Heem (Sammlung Schloss Pommersfelden). Mittige Abbildung: Venetianisches Drachenglas, H 21 cm (Rheingauer Weinmuseum, Rüdesheim).

















Die Verwüstungen des 30jährigen Krieges wirken sich auf den Rebanbau verheerend aus. Weinerzeugung in zahlreichen Regionen (u. a. Bayern, Nord-, Ost- und Mitteldeutschland) werden aufgegeben. Hohe Zölle und Abgaben, Rebkrankheiten, Konkurrenz anderer Getränke sowie Missernten führen zu starker Reduzierung der Rebflächen. Wein wird immer teurer: 1653 kostet ein Stock (= 1200 Liter) Rheinwein 300 Goldtaler, wenige Jahre später war der Preis unter Berücksichtigung von Zins und Zinseszins auf annähernd 500 Goldtaler gestiegen.

Trauben werden vor dem Keltern von Stielen und Kämmen getrennt (Abrappen, Entrappen); Erzeugung von Ausbruch-Weinen (Ungarn, Österreich) mittels spezieller Lesetechnik, bei der hochreife, eingetrocknete Beeren ausgebrochen werden; Weinbezeichnungen mit Rebsorte und Jahrgang; Weingefäße (Humpen, Kanne, Schenkkrug, Willkommensbecher) aus Bronze, Zinn und Holz; reich verzierte venezianische Trinkgläser.

1619 Nordamerika
Erste Kulturen mit (europäischen) Vitis-Vinifera-Sorten an der Ostküste, die von Rebkrankheiten wie Mehltau und Reblaus befallen und sich für den dortigen Weinbau als ungeeignet erweisen.

1650 Ungarn
Nach einer Legende wird in diesem Jahr erstmals der edelsüße Tokaijer gewonnen

1655 Südafrika
An der Tafelbucht werden durch den holländischen Kommandeur Jan van Riebeeck aus Europa eingeführte Reben gepflanzt. Die Stecklinge kommen wahrscheinlich aus Frankreich und ergeben 1659 erstmals Wein.

1659 Deutschland
Erster fränkischer Bocksbeutel aus Glas

Weinkeller in Augsburg, genannt „Das welsche Wein-Gewölb“, Illustration von Simon Grimm, 1678




















1661 Deutschland
Das Wort Ampelographie (griechisch ampelos = Weinstock, Wein) erscheint erstmals in einer von D. Sachs in lateinischer Sprache verfassten und in Leipzig erschienen Druckschrift.

1680 England
Erste kugelförmige Flaschen für Wein.

1695 Frankreich
Der Benediktinermönch Dom Pérignon, Kellermeister der Abteil Hauvillers, konstruiert einen Korken, der dem Kohlensäuredruck des schäumenden Champagnerweines in der Flasche standhält.


18. Jahrhundert

Nach Ende der „kleinen Eiszeit“ (ab 1645 – 1715) erlebt in den klimatisch günstigen Regionen der Weinanbau allmählich einen neuen Höhepunkt. Unter Anleitung der Mönche werden die Anfänge für den Edelweinbau geschaffen. Die Klöster machen sich dabei die Kenntnisse römischer Agrar-Schriftsteller zunutze.

Lese mit Traubenschere, oft unter Beachtung der jeweiligen Beerenreife, „Spätlesen“ aus edelfaulen Trauben; Süßweine stehen hoch im Kurs: zu den besten zählen Auslesen vom Rhein (Johannisberg), Tokajer, Constantia aus Südafrika; Traubenmühlen mit Walzen aus Holz; Weinabfüllung auf Flaschen; in Wanderglashütten werden typische Weingefäße wie Krautstrunk, Becher, Humpen und Römer hergestellt; im Barock entstehen aufwendige Weinpokale, Weingläser des Rokoko zeichnen sich durch ihre reizvollen Verzierungen aus.

1711 Deutschland
Der Kaufmann J. S. Ruland beginnt mit dem Verkauf von Rebstöcken, die er in einem von ihm erworbenen Weingarten in Speyer vorfand und aus deren Trauben er einen wohlschmeckenden Wein erzeugte. Es handelte sich um die Rebsorte Grauburgunder, die nach ihrem Entdecker Ruländer genannt wird.

1718 Deutschland
Wein wird erstmals auf Flaschen gefüllt (in Hannover).

1728 Deutschland
In Franken erfolgt zum ersten Mal Weinabfüllung (Steinwein des Bürgerspitals, Jahrgang 1718) auf Flaschen, deren „Echtheit und volles Gemäße“ mit einem städtischen Siegel garantiert wird.

1729 Frankreich
Gründung der ältesten Champagner-Kellerei Ruinart Père et Fils.

1728 Deutschland
In den berühmtesten Rheingauer Weingütern wird erstmals eine besondere Qualität als „Cabinet-Wein“ bezeichnet: Schloss Vollrads 1728, Kloster Eberbach, in dem 1730 die ehemaligen Fraternei als „Cabinet-Keller“ eingerichtet wird, und 1779 Schloss Johannisberg. Im Weingesetz von 1971 wird aus dem historischen Cabinet die Prädikatsstufe Kabinett.

Kupferstich-Tafeln über die „Werkzeuge“ des Winzers aus „Vollständige Abhandlung des gesamten Weinbaues“ von M. B. Sprenger, 1778.

























1751 Deutschland
Im Schloss zu Heidelberg wird das größte von vier Riesenfässern fertig gestellt. Es entsteht im Auftrag von Kurfürst Karl Theodor und kann 221.726 Liter fassen. Da es wegen seines trockenen Holzes fast immer undicht ist, wird es nur drei mal befüllt, bleibt aber als Besucherattraktion im Schlosskeller erhalten.

1761 Portugal
Portwein wird die erste amtlich kontrollierte Ursprungsbezeichnung indem die Grenzen für sein Anbaugebiet gesetzlich bestimmt sowie Richtlinien für seine Erzeugung erlassen werden.

1766 England
Das Londoner Auktionshaus Christie’s versteigert erstmals Weine: „Fine Claret“ und „Fine old Madeira. (Regelmäßige Weinversteigerung führte Christie’s ab 1966 und Sotheby’s ab 1970 durch).

1769 Nordamerika
Franziskanermönche begründen den Weinbau im Süden Kaliforniens mit der aus Mexiko stammenden „Missions“-Rebe. Er breitet sich in den folgenden Jahrzehnten nach Norden und Westen aus, so dass der Staat zu einem der bedeutendsten Weinerzeuger der Neuen Welt wird.

Entwurf einer halbmechanischen Groß-Kelter für Wein. Kupferstich von Robert Bénard für eine von drei Bildtafeln über Landwirtschaft in der „Enzyclopédie“ von Denis Diderot, Paris 1751-1772.
























1770 Vereinigte Staaten
Begründung des Weinbaus in Kalifornien durch spanische Jesuiten.

1772 Österreich
Die Rebsorte Portugieser wird von Freiherr von Fries aus Oporto (Portugal) nach Bad Vöslau eingeführt.

1775 Deutschland
Zufällige »Entdeckung« der Spätlese durch Mönche des Klosters Johannisberg (Rheingau), da sie verspätet die Genehmigung des Fürstabtes von Fulda für die Weinlese erhielten und somit erstmals länger gereifte Trauben ernteten.

„Ampelografia Iconica“ - Kupferstich-Tafel mit zweisprachigen Erläuterungen zu „Bildlichen Naturgeschichte des Weinbaues nach allen Arten der Verrichtungen.“, Nürnberg 1747


























1789 Frankreich
Erforschung der alkoholischen Gärung durch Lavoisier.

1790 Deutschland
Erster Nachweis über den Konsum von deutschem Schaumwein: Auf einem Maskenball des Kurfürsten Freiherr von Erthal wird „Sekt“ getrunken, der aus der Kurfürstlichen Kellerei stammt.

1791 Australien
Aus Südafrika stammende Stecklinge ergeben angeblich erstmals Weinstöcke, deren Trauben geerntet werden. Systematisch wird Weinbau 30 Jahre später betrieben. In den folgenden Jahrzehnten wird er in den Staaten New South Wales und South Australia verbreitet.

1795 England
Erstmals ein Patent für einen Korkenzieher, der von Samuel Henshall konstruiert wurde. Der Schwede Qvarnström entwickelt das Modell eines Tischkorkenziehers, das 1893 patentiert wird. In USA wird ein ähnliches Modell bereits 1864 patentiert.


19. Jahrhundert

Umstellung von Pfahl- und Balkenerziehung auf Drahtrahmenerziehung (ab etwa Mitte des 19. Jh.); neu entwickelte Keltersysteme mit verbesserten technischen Funktionen (mobile und hydraulische Ober- und Unterdruckpressen, Horizontalpressen, eiserne Spindeln); Einsatz von Geräten zum Rebschutz (Spritzen und Sprühen gegen Rebschädlinge); ohne Zusätze hergestellte „Naturweine“ verdrängen Würzweine; Weinabfüllung auf Flaschen erfolgt mittels Flaschenfüllmaschinen, mechanischen Korkpressen und Korkmaschinen sowie Flaschenspülmaschinen; Weinversteigerungen etablieren sich in den Anbaugebieten als wichtiges Verkaufsinstrument für Erzeugerweine; amtliche Kataster-Erfassung der Weinlagen mit ihren Bezeichnungen; gedruckte Weinetiketten (nach Erfindung des Steindrucks).

1801 Frankreich
Der Chemiker und Politiker Jean-Antoine Chaptal entwickelt das Verfahren der »Trockenzuckerung« zur Alkoholanreicherung des Weines, bei dem durch Zugabe von Zucker zum Most vor der Gärung der Alkoholgehalt erhöht wird (= „Chaptalisieren“).

1816 Frankreich
André Jullien erstellt weingeographisch exakte Beschreibungen des Weinbaus in der Welt und eine damit verbundene Qualitäts-Klassifikation.

1819 Neuseeland
An der Nordostküste der Nordinsel legt der englische Missionar Reverend Marsden einen Rebgarten an. Nachweislich Wein erzeugt James Busby 1855.

1820 Deutschland
Der Pforzheimer Optiker und Mechaniker Ferdinand Öchsle erfindet die nach ihm benannte Mostwaage zur Ermittlung des Zuckergehaltes in der Beere.

1824 Frankreich
Gesetz zum Schutz geographischer Herkunftsangaben, das auch für Wein Gültigkeit hat.

1826 Deutschland
Gründung der ersten deutschen Sektkellerei G. C. Kessler & Co, Esslingen am Neckar.

1830 Deutschland
Erstmalig wird aus gefrorenen Trauben Eiswein im rheinhessischen Dromersheim (Ortsteil von Bingen) gewonnen.

Traubenmühlen und Keltern des 19. Jh.: Kollergang (Mahlwerk); Baumkelter von 1869; hydraulische Vertikal-Korbpresse (Exponate des Deutschen Weinbaumuseums, Oppenheim)










1834 USA
Die Pilzkrankheit Oidium tuckeri (Echter Mehltau) wird entdeckt und gelangt von Nordamerika 1845 nach England. Sie breitet sich ab 1847 über Frankreich in allen Weinbauländern aus.

1835 Deutschland
Keltern mit hydraulisch arbeitenden Druckwerken.

1835 Frankreich
Erfindung der Flaschenkapsel (Dupré).

1841 Italien
Baron Bettino Ricasoli erfindet auf seinem Weingut Castello di Brolio die „Chianti-Formel“ mit Verwendung der Sorten Sangiovese, Cannaiolo, Trebbiano und Malvasia.

1849 Deutschland
Der Chemiker Justus Liebig entwickelt den Mineraldünger (Phosphat-Dünger), unter anderem auch für die Nährstoffversorgung von Weinbergsböden.

1850 Österreich
Der Kremser Zugschmied Johannes Keusch erfindet die Rebschere für das Abschneiden der Trauben bei der Lese. Das über Jahrtausende gebräuchliche Rebmesser wird abgelöst.

1852 Deutschland
In Trier propagiert Ludwig Gall nach mehreren Jahren mit qualitativ schlechten Weinernten die Zugabe von Zuckerwasser, um die hohe Säure in Moselweinen zu reduzieren. 1854 erscheint sein Buch „Der Nothstand der Winzer und seine Ursachen – gestern und heute“. Das Verfahren der „Nasszuckerung“ beschädigt das Ansehen des Moselweines ohne die Absatzprobleme der Moselwinzer zu beheben. Ähnliche Zuckerungs-Verfahren werden in Frankreich (u. a. in Burgund) seit 1847 angewandt.

1855 Frankreich
Die Rotweine aus dem Médoc und die (süßen) Sauternes-Weißweine sowie einige Weine aus dem Graves werden von der Handelskammer in Bordeaux für die Weltausstellung in Paris erstmals in fünf verschiedene »Crus« klassifiziert (58 Rotweinerzeuger, 22 Weißweinerzeuger). Dieses System basiert auf einer bereits Jahrzehnte zuvor praktizierten Einteilung der Weingüter in drei Klassen durch die Weinhändler. Eine bislang einzige Änderung erfolgt 1973, bei der Château Mouton-Rothschild in die Klasse der Premiers Crus aufgenommen wird.

1857 Frankreich
Louis Pasteur legt in 35 Forscherjahren mit überragenden wissenschaftlichen Arbeiten die Grundlagen der Mikrobiologie und der Önologie. So ergründet er das Wesen der alkoholischen Gärung, die durch Hefen ausgelöst wird. 1863 veröffentlicht er eine Studie über den Einfluss von Mikroorganismen (Milchsäurebakterien, Hefen) auf Getränke und Nahrungsmittel. Mit dem von ihm empfohlenen Verfahren der Sterilisierung mittels Kurzzeiterhitzung („Pasteurisieren“) kann weitgehend Keimfreiheit bestimmter Lebensmittel erreicht werden. Außerdem befasst er sich mit der Möglichkeit der Zugabe von Weinsäure zum Wein, mit Untersuchungen über die Ursachen von Weinkrankheiten (zum Beispiel Essigstich) und über Alterungsvorgänge bei Wein, speziell den Einfluss von Luft auf die Oxidation des Weines.

1860 Österreich
Gründung der Wein- und Obstbauschule Klosterneuburg.

1860 Deutschland
Die Rebfläche in den Weinbauländern und –Gebieten des Deutschen Zollvereins (u. a. Baden, Bayern, Hessen, Preußen, Sachsen, Thüringen, Württemberg, Luxemburg) umfasst etwa 400.000 Morgen (ca. 102.000 ha) und ist damit die viertgrößte der Welt.

1862 Mittel- und Südeuropa
In die europäischen Weinberge gelangt aus Amerika über England die Reblaus. Der Schädling bedroht die Existenz des gesamten Weinanbaus. In den französischen Departements Gard, Vaucluse und Bouches du Rhone tritt er erstmals auf und verbreitet sich in wenigen Jahren über fast alle europäischen Anbaugebiete, wo er die Reben vernichtet. Erst durch den Einsatz von in Rebschulen aus Edelreisern gezüchteten europäischen Pfropfreben, die auf amerikanische, reblausimmune Unterlagsreben aufgesetzt werden, erhält man Pflanzmaterial, das der Reblausplage widersteht.

1868 Deutschland
Gründung der ersten Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr. Die gesetzliche Grundlage dafür erfolgte ein Jahr zuvor durch das preußische Genossenschaftsgesetz.

1868 Österreich
Auf Initiative von Freiherr A. W. von Babo wird die Klosterneuburger Mostwaage (KMW) zur Ermittlung des Zuckergehaltes in der Beere (Mostgewicht) eingeführt.

1871 Deutschland
Gemäß „Reichstragesetzbuch“ werden Erzeugung und Handel von verfälschten Getränken verboten.

1872 Deutschland
Gründung der Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau durch Freiherr von Lade in Geisenheim, aus der die renommierte Weinbau- Forschungs- und Lehranstalt hervorgeht (heute Hochschule Geisenheim University).

Weinbau in Europa, um 1870






















1874 Frankreich
Erster internationaler Fachkongress zur Bekämpfung der aktuellen Rebkrankheiten in Montpellier.

1875 Deutschland
Gründung des Deutschen Weinbauverbandes.

1878 Europa
Aus Amerika eingeführt, schädigt eine weitere Pilzkrankheit, der falsche Mehltau (Peronospora, Blattfallkrankheit), die Reben. Wirksame Bekämpfung mit der Kupfer-Kalk-Brühe (ab etwa 1880).

1878 Deutschland
Auf einer Rebfläche von 88.879 ha ergibt die Weinernte 1,9 Mio hl. In den folgenden Jahren registriert die Statistik enorme Ertragsschwankungen: 1879 lediglich 739.328 hl; 1880 sogar nur 376.806 hl, die geringste Menge, die jemals in der amtlichen Statistik erfasst wurde. Ein Jahr später betrug die Erntemenge 1,7 Mio hl.

1880 Österreich
Erstes modernes Weingesetz.

1882 Deutschland
Prof. Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau züchtet in der Forschungsanstalt Geisenheim die nach ihm benannte Rebsorte Müller-Thurgau (Rivaner, in der Schweiz als Riesling x Silvaner bezeichnet) aus einer Kreuzung von Riesling x Madeleine Royale. Pfarrer Hansjakob gründet den ersten badischen Winzerverein, aus dem sich später die badischen Winzergenossenschaften entwickeln.

1885 Frankreich
Erstes Spritzgerät (entwickelt von V. Vermorel) zur Bekämpfung der Peronospora-Rebkrankheit.

1892 Deutschland
Erstes „Gesetzt betreffend den Verkehr mit Wein“, in dem vor allem Weinfälschungen geahndet werden. Eine erweiterte Fassung im Jahr 1901 bestimmt die für Weinherstellung zugelassenen Rebsorten, die Anbauflächen und die zugelassenen Herstellungsverfahren.

Weinversteigerung in Kloster Eberbach 1888, Zeichnung von K. Kögler
















20. Jahrhundert

Mechanisierung in Bodenbearbeitung, Rebschnitt, Pflanzenschutz; Neuzüchtungen und pilzresistente Sorten. Anstelle der Einzelpfahlerziehung tritt – mit Ausnahme des Anbaugebietes Mosel - die kostengünstige und rationelle Drahtrahmenanlage. Pflanzenschutz mit Spritz- und Stäubegeräten, die auf dem Rücken getragen werden. In der Weinerzeugung werden Fassweine mittels Hand- oder Motor-Pumpen anstelle des früher üblichen manuellen „Schrotens“ umgefüllt; Klärung des Weines durch Zellulose- oder Asbestfilter (früher durch Sackfilter), Flaschenfüllanlagen mit Sterilisierungsapparaten und Korkverschließmaschinen.

1902 Deutschland
Einführung einer Sektsteuer (Banderolensteuer von 50 Pfennig je Flasche).

1905 Frankreich
Weingesetz mit Festlegung von Gebietsabgrenzungen für die geschützte Herkunftsbezeichnung.

1907 Frankreich
Dramatischer Preisverfall bei Wein, umfangreiche Weinfälschungen und steigende Betriebskosten führen zu Massendemonstrationen („Aufstand der Armen“), an denen insgesamt mehr als 1 Million Menschen teilnehmen. Die Winzer-Aufstände werden durch das Militär aufgelöst. Steuermäßigungen für die Weinbauern sowie strengere Strafen für Weinpanscher sorgen für eine vorübergehende Beruhigung.

1909 Deutschland
Umfassendes Weingesetz mit Abgrenzung der Anbaugebiete, Bestimmungen über die Anreicherung (Zuckerung) und Buchführungspflicht für Weinbaubetriebe.

1909 Frankreich
Der 7. und letzte Band des bislang umfangreichsten ampelografischen Werkes, herausgegeben von P. Viala und V. Vermorel, erscheint unter dem Titel Ampélograhie. Das einzigartige wissenschaftliche Werk, für das 79 Oenologen tätig waren, beschreibt 5.200 Rebsorten mit 24.000 Synonymen, von denen ein großer Teil in Farbabbildungen vorgestellt werden.

1910 Deutschland
Gründung des Verbandes Deutscher Naturweinversteigerer e. V. in Trier. 1971 in „Verband Deutscher Prädikatswein-Versteigerer“, 1990 in „Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter“ und 2000 in „VDP Die Prädikatsweingüter“ umbenannt. Dem Verband gehören derzeit etwa 200 Weingüter an, die sich der Herstellung hochwertiger Weine verpflichten.

Verarbeitung des Lesegutes in einer Weinkellerei mit hydraulischen Vertikal-Korbpressen, und Traubenmühle (Bildmitte), Anfang des 20. Jh., Aquarell von Heinrich Strieffler (Deutsches Weinbaumuseum, Oppenheim)



















In Speyer wird das weltweit erste Spezialmuseum für die Geschichte des Weins im Historischen Museum der Pfalz eröffnet. Berühmtestes Exponat ist eine Glasamphora aus der Zeit um 300 n. Chr. mit verharztem, rötlichem Wein, die sich in einem 1867 bei Speyer gefundenen Sarkophag aus etwa 325 n. Chr. befand. Es handelt sich um die älteste mit Wein (und einem Gemisch aus Olivenöl, Harz und Honig) gefüllte Flasche der Welt.

1916 Deutschland
Der Rebenzüchter Georg Scheu züchtet an der Landesanstalt für Rebenzüchtung, Alzey, die Weißweinsorte Scheurebe aus der Kreuzung Riesling und Bukettraube. Weitere Züchtungen von Georg Scheu: Huxelrebe (1927, Weißer Gutedel x Courtillier musqué), Kanzler (1927, Müller-Thurgau x Silvaner), Faberrebe (1929, Weißer Burgunder x Müller-Thurgau), Siegerrebe (1929, Madeleine angevine x Gewürztraminer).

1918 Deutschland
Die „Reichs-Weinsteuer“ in Höhe von 20 % wird eingeführt mit der Folge heftiger Winzerprotesten, die 1926 zur Erstürmung des Finanzamtes in Bernkastel führen. Bald darauf wurde diese Steuer wieder abgeschafft.

1918 Vereinigte Staaten
Prohibition (bis 1933), Alkoholverbot auch in Kanada und Skandinavien.

1919 Frankreich
Internationaler Schutz der Bezeichnungen „Champagner“ für Schaumwein aus der Champagne und „Cognac“ für Weinbrand aus dem Charente-Anbaugebiet.

Die grafische Gestaltung vieler Weinetiketten prägt in den 20er Jahren der Jugendstil





















1920 Italien
Erste Großberegnungsanlage für Weinberge in Südtirol.

1922 Österreich
Züchtung der Rebsorte Zweigelt aus der Kreuzung Blaufränkisch x St. Laurent an der Weinbauforschungsanstalt Klosterneuburg.

1924 Europa
Gründung des Internationalen Amt für Reben und Wein (OIV). Umbenennung 2011 in Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV), die als zwischenstaatliche Institution in den Bereichen Wein-, Wissenschaft, -Technik, -Wirtschaft und -Recht die Interessen von 45 Mitgliedsstaaten vertritt.

1926 Deutschland
Der „Reichsausschuss für Weinpropaganda“ konstituiert sich in Berlin.

1929 Deutschland
Züchtung der Rebsorte Kerner aus Trollinger x Riesling durch A. Herold an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Weinsberg.

1929 Deutschland
In Neustadt a. d. Weinstraße wird zum ersten Mal eine Weinkönigin gekürt.

1930 Deutschland
Neue Fassung des Weingesetzes, die unter anderem den Verschnitt von deutschem mit ausländischem Wein sowie den Alkoholzusatz zu Wein verbietet.

1932 Europa
Große Unterschiede beim Wein-Pro-Kopf-Konsum in europäischen Ländern: Deutschland drei, Österreich 16, Schweiz 56, Portugal 67, Spanien 90, Italien 118, Frankreich 153 Liter pro Kopf.

1934 Vereinigte Staaten
Aufhebung der Prohibition. Allein in Kalifornien werden in den folgenden Jahren etwa 600 neue Kellereien gegründet.

Weingut im Napa Valley um 1880

















1934 Deutschland
Die Zahl der Weinbaubetriebe beträgt 246.000 mit insgesamt 600.000 Beschäftigten, die Rebfläche 93 000 Hektar. In der Pfalz wird die „Deutsche Weinstraße“ als erste weintouristische Route in Deutschland eingeweiht. Auf dem Gelände des Dürkheimer Wurstmarktes wird das größte Weinfass der Welt aus Holz errichtet (15 Meter lang, Durchmesser 13,5 Meter). Im Inneren befindet sich eine Weinstube.

1935 Frankreich
Die kontrollierte Ursprungsbezeichnung Appellation d‘Origine Contrôlée (AOC) wird für französische Qualitätsweine geschaffen.

1936 Deutschland
Mit der Patenweinaktion, bei der fast jede Weinbaugemeinde einen „Patenort“ in den Weinverbrauchergebieten hat, wird der Weinabsatz angekurbelt.

1936 Schweiz
In der Lebensmittel-Verordnung werden die Bezeichnungsvorschriften für Natur- und Spezialweine festgelegt.

1937 Deutschland
Gründung der Deutschen Weinwerbe GmbH in Berlin (Neugründung 1949, ab 1951 in Mainz, ab 1967 „Deutsches Weininstitut“) zur Förderung des Absatzes deutscher Weine im In- und Ausland. Zwischen 1940 und 1949 beträgt die Weinerzeugung in Deutschland im Durchschnitt 1,5 Millionen hl.

20. Jahrhundert (2. Hälfte)

Weinanbau: Weinbergspfähle aus Metall, Einachsschlepper anstelle der traditonell genutzten Zugtiere (Pferde, Rinder); Mechanisierung der Weinbergsarbeit mit vielseitig einsetzbaren Allradschleppern und Schmalspurschleppern sowie mechanische Laubschneider, Entlaubungsmaschinen, Geräte zum automatischen Heften sowie elektrische und pneumatische Rebscheren. Steillagen-Weinbau wird erleichtert durch Seilwinden, Raupenfahrzeuge oder die Einschienenbahn (Monorack). Schädlingsbekämpfung in Weinberg mittels Motorsprüher und Großraumsprayer sowie durch den Einsatz von Hubschraubern. In den USA entwickelte „selbstfahrende Weinlesemaschienen“ (Traubenvollernter) setzten sich ab 1970 auch im europäischen Weinbau durch.

Mostgewinnung und Weinausbau werden maßgeblich geprägt von zahlreichen neuen kellertechnologische Verfahren, angefangen von pneumatischen Pressen über temperaturkontrollierte Gärung in Edelstahltanks oder – in der Rotweinerzeugung - Ganztraubenpressung und Kohlensäuremaischung bis zu Filtrieren, Zentrifugieren, Lagerung in Kunststofftanks und zur Flaschenabfüllung. Je nach Betriebsgröße stehen dafür Geräte mit unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten oder Dienstleistungen (z. B. externe Weinlabors, mobile Abfüllanlagen) zur Verfügung. Mit den tiefgreifenden Strukturveränderungen im Weinabsatz und der Ausrichtung auf ein modernes Wein-Marketing wandelt sich die Weinerzeugung innerhalb weniger Jahrzehnte stärker als in den vergangenen Jahrhunderten. Neben Großkellereien mit Lagerkapazitäten von 50 Millionen Litern und täglichen Abfüllleistungen von einer Million Flaschen, immer häufiger mit Schraub- oder Glasverschluss (bzw. Dosen oder Kunststoffbehältern) gewinnt im Weinausbau und in der Reifelagerung auch wieder das kleine Holzfass (Barrique) an Bedeutung.

Während in den wichtigsten europäischen Weinbauländern die Rebfläche seit den 80er Jahren rückläufig ist, nimmt sie in den anderen Kontinenten zu. Insgesamt verkleinert sich die Weltrebfläche von 10,2 Mio ha auf 7,7 Mio ha. Der Weinkonsum nimmt global im gleichen Zeitraum ab. Es ergibt sich ein durchschnittlicher Produktionsüberschuss von etwa 45 Mio hl. In Deutschland verdoppelt sich von 1948 bis 2000 die Rebfläche von 51.161 ha auf 101.546 ha. Im selben Zeitraum wuchsen die durchschnittlichen Erträge von 40 hl/ha auf etwa 100 hl/ha. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Wein und Schaumwein stieg in Deutschland von 4,7 Liter in 1950 auf 24,2 Liter in 2002.

1950 Deutschland
Das „Deutsche Weinsiegel“ zur Kennzeichnung guter Weinqualität wird von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft eingeführt. Innerhalb von fast 30 Jahren werden 1,173 Milliarden Weinsiegel verliehen.

1951 Deutschland
Pneumatische Keltern, in denen die Trauben durch einen mit Luftdruck gefüllten Schlauch gepresst werden.

1953 Deutschland
Standardwerk „Technologie des Weines“ von Gerhard Troost, das als umfassendes Kompendium zum einzigartigen Ratgeber für moderne Kellertechnik wird.

1953 Frankreich
Unruhen mit Gewalttätigkeiten vor allem im Midi, an denen 120.000 Winzer teilnehmen aufgrund Überproduktion, Zunahme der Weinimporte aus Italien und steuerlichen Belastungen.

1954 Deutschland
„Deutscher Weinkulturpreis“ wird erstmals verliehen.

1959 Deutschland
Gründung der „Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.“ in Wiesbaden. Sie fördert unmittelbar die Erforschung der Geschichte des Weines und die Vertiefung des allgemeinen historischen Bewusstseins.

1961 Deutschland
Rebanbau wird genehmigungspflichtig, die Genehmigung kann sich auf den Anbau bestimmter Rebsorten beschränken. Der „Stabilisierungsfonds für Wein“ (später „Deutscher Weinfonds“) wird zur Strukturanpassung des deutschen Weinmarktes an die EWG gegründet.

1962 Europa (EWG)
Beschluss zur schrittweisen Errichtung einer gemeinsamen europäischen Weinmarktorganisation. Die Verordnung regelt u.a. die Erfassung aller im Ertrag stehenden Rebflächen, Anlage von Weinbaukatastern, Ermittlung der voraussichtlich erzeugten und der eingelagerten Weinmengen.

1969 Deutschland
Gesetzliche Einführung der drei Güteklassen Tischwein (seit 1971 Tafelwein), Qualitätswein, Qualitätswein mit Prädikat (Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese, Eiswein). Definition önologischer Mindestanforderungen (Mostgewicht in Öchslegraden), amtliche chemische und sensorische Prüfung des Qualitätsweins mit Erteilung einer amtlichen Prüf-Nummer (A.P.-Nr.). 1971 wird das Gesetz an die EG-Weinverordnung angepasst und vom Deutschen Bundestag verabschiedet.

1958 Europa (EWG)
Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft durch sechs Staaten mit dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Marktordnung. Weinbau-Länder sind davon Italien (52% Anteil an der EWG-Gesamterzeugung), Frankreich (46 %), Deutschland (2 %) und Luxemburg.

1970 Europa (EG)
Die Weinmarktordnung für eine gemeinsame Weinmarktorganisation tritt in Kraft. Sie enthält u.a. gesetzliche Bestimmungen für die Erzeugung und Bezeichnung von „Qualitätswein b. A. (bestimmter Anbaugebiete)“ und „Tafelwein“, für Rebanbau Preis- und Interventionsregelungen sowie önologische Verfahren. (Änderungen und Ergänzungen dieser Grundverordnungen u.a. 1987 und 2008).

1971 Deutschland
Neues deutsches Weingesetz mit Einteilung der Weine in die Güteklassen Tafelwein (einschließlich Landwein), Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete und Qualitätswein mit Prädikat. Qualitätsweine unterliegen der amtlichen (analytischen und sensorischen) Prüfung. - Höchstes bislang ermitteltes Mostgewicht mit 326 Grad Öchsle (Trockenbeerenauslese aus der Rebsorte Sieger).

Pneumatisch arbeitende Keltern wie Horizontal-Druckluft-Pressen sowie Gär- und Lagertanks aus Edelstahl bestimmen die technische Ausstattung moderner Weinbereitung



















1972 Frankreich
Beginn des Nachfrage-Booms für Bordeauxweine mit Erzielen von Rekordpreisen.

1973 Frankreich
Das Bordeaux-Château Mouton-Rothschild wird offiziell als Premier Cru klassifiziert.

1974 Europa (EG)
Die Rekordernten in der EG der Jahre 1970 (154 Mio hl) und 1973 (171 Mio hl) ergeben erhebliche Absatzprobleme, die in Italien und Frankreich zur Destillation überschüssiger Wein-Mengen zu Branntwein führen. Weitere Marktstützungsmaßnahmen dieser Art von Weinvernichtung erfolgen 1976 und 1981.

1974 Deutschland
Beginn des „Flüssigzucker-Skandals“. Bis 1980 führt er zu über Tausend Gerichtsverfahren.

1975 Frankreich
Französisch-italienischer »Weinkrieg« mit Gewaltaktionen aufgebrachter französischer Winzer gegen die Einfuhr italienischer Weine.

Anzeigenwerbung für „deutschen Qualitätswein mit Amtl. Prüfungs-Nr.“ in den 70er Jahren
















1977 Deutschland
Gründung der „Deutschen Weinakademie“ durch Deutsches Weininstitut, Deutscher Weinbauverband und Bundesverband der deutschen Weinkellereien und des Weinfachhandels. Seine Zielsetzung sind u.a. Etablierung eines moderaten Weinkonsums in einen gesunden Lebensstil und Sensibilisierung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wein.

1978 Europa (EG)
Zeitlich zunächst befristeter Anbaustopp für Reben (Stilllegung von Weinbergen) um eine weitere Überproduktion von Wein zu bremsen. Anstelle von Saccharose (Rübenzucker) wird für die Wein-Anreicherung RTK (Rektifiziertes Traubenmostkonzentrat), das überwiegend in Süditalien aus Weintrauben gewonnen und dessen Produktion aus EG-Mitteln finanziert wird, eingesetzt.

1978 Europa (EG)
Neues Bezeichnungs-Recht für Wein.

1978 Nordamerika
Robert Parker gibt einen Informationsdienst für Weininteressenten heraus („The Wine Advocat“) und wird damit zu einem der einflussreichsten Weinkritiker weltweit.

1980 Italien
Einführung der kontrollierten und garantierten Ursprungsbezeichnung (DOCG) für Wein.

1980 Deutschland
Über eine Viertel der heimischen Weine gehören zur Geschmacksrichtung „trocken“.

1980 Deutschland
Eröffnung des Deutschen Weinbaumuseums in Oppenheim, eines der größten weinbautechnischen Museen der Welt.

1981 Europa (EG)
Das Weinbauland Griechenland tritt der EG bei, 1985 folgen Spanien und Portugal. Damit vergrößert sich die Rebfläche von bislang 1,9 Mio Ha um 1,2 Mio auf 3,2 Mio Ha.

1981 Frankreich
Erste Weltmesse der Weine und Spirituosen VINEXPO in Bordeaux. Der „Weinkrieg“ gegen italienische und spanische Weinimporte nimmt radikale und gewalttätige Formen an.

1981 Deutschland
Zwei Flaschen eines 1648er Johannisberger erzielen auf einer Versteigerung in Wiesbaden sensationelle Preise: 17.000 und 15.000 DM.

1981 Vereinigte Staaten
Eine Kiste (12 Flaschen) des Weines von „Opus One“ (Gründung einer neuen Kellerei in Kalifornien von Mouton-Rothschild und Mondavi) wird für 24 000 Dollar versteigert.

1982 Deutschland
Mit 15,4 Millionen Hektoliter Most größte Weinernte in der Geschichte des deutschen Weinbaus. Die Erzeugung von Bio-Weinen (aus ökologischem Anbau) gewinnt an Bedeutung. „Deutscher Landwein“ wird im deutschen Weingesetz verankert.

1984 Vereinigte Staaten
Beginn des Wein-Booms, der zahlreiche Gründungen von Weinkellereien und Weingütern zur Folge hat. 33 Unternehmen aus Europa und Japan investieren an der Westküste 500 Mio Dollar in die Weinerzeugung.

1985 Deutschland
Gründung des Bundesverbandes Ökologischer Weinbau ECOVIN, größter Zusammenschluss von ökologisch arbeitenden Winzern (Verzicht auf chemisch-synthetische Spritzmittel und auf leicht löslichen Mineraldünger), systematische Begrünung im Weinberg.

1985 Deutschland und Österreich
Glykol-Affäre (Zugabe des Frostschutzmittels Diethylenglycol DEG zum Wein) erschüttert das Vertrauen in die Weinwirtschaft.

1985 England
Eine Flasche „1787 Th. J. Lafitte“ (Château Lafite mit der Gravur Th. J. = Thomas Jefferson, späterer USA-Präsident) wird bei Christie’s für £ 105.000 versteigert.

1986 Deutschland
Als neue Weinbezeichnungen werden einführt „Hochgewächs“ für Moselweine und »RS« für Rheinhessen-Silvaner. In Frankfurt veranstaltet die Zeitschrift ALLES ÜBER WEIN das „Erste Europäische Weinfestival“ mit vielen renommierten Weinerzeugern aus Europas und der Neuen Welt. Das Barrique-Fass hält auch außerhalb Frankreichs Einzug in die Weinkeller.

Edelstahl und Eichenholz – Weinbehältnisse zum Ausbau und zur Lagerung, die zum festen Bestandteil heutiger Weinerzeugung gehören












1986 Italien
Wein-Skandal: Mit Methylalkohol (Methanol) gepanschte Weine.

1987 Europa (EWG)
Angabe des Alkoholgehaltes auf dem Etikett obligatorisch.

1990 Deutschland
Nach der Wiedervereinigung erweitert sich die Zahl der Weinbaugebiete mit den Anbaugebieten Saale-Unstrut und Sachsen (Elbtal) auf 13.

1991 Europa (EG)
Die Bezeichnungen „Bio“ und „Öko“ werden durch eine EG-Verordnung über den ökologischen Landbau und die entsprechende Kennzeichnungen gesetzlich geschützt.

1992 Deutschland
Die Ertragsrebfläche übersteigt 100.000 Hektar. Innerhalb der europäischen Weinproduktion nimmt Deutschland sowohl hinsichtlich der Rebflächengröße als auch der Erzeugung nach Italien, Frankreich und Spanien den 4. Platz ein.

1995 Deutschland
Das „Forum Wein und Gesundheit“ konstituiert sich mit dem Ziel, die wissenschaftliche Forschung über die Auswirkung eines moderaten Weingenusses auf den menschlichen Organismus sowie die Information des Verbrauchers über aktuelle Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung zu fördern.

Internationales Weinfestival in Mainz, Rheingoldhalle, 1997















1999 International
Das Netzwerk der „Great Wine Capitals“ wird in Bordeaux gegründet. Zu diesem Netzwerk gehören Bilbao, Bordeaux, Christchurch, Kapstadt, Florenz, Mainz, Mendoza, Porto und San Francisco. Projekte sind Förderung von Tourismus, Wirtschaftsbeziehungen und Bildungsangebote.

1999 Deutschland
Mit dem Jahrgang 1999 dürfen erstmals Riesling- und Spätburgunder-Weine aus dem Weinbaugebiet Rheingau als „Erstes Gewächs“ bezeichnet werden, die aus klassifizierten Lagen stammen, deren Trauben nur handgelesen wurden und deren Mostgewicht mindestens dem des Prädikats Spätlese entspricht.


21. Jahrhundert

Die Weinbereitung in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends wird wesentlich von klimarelevanten Veränderungen wie Zunahme des Zuckergehaltes in den Trauben und dem daraus resultierenden Anstieg des Alkoholgehaltes der Weine tangiert. Parallel dazu stehen sinkende Säure- sowie steigende pH-Werte im Focus. Anpassung an ein wandelndes Umweltbewusstsein durch die Sicherung ökologischer Nachhaltigkeit und kulturtechnischer Maßnahmen –zum Beispiel in Steillagen - sowie Veränderungen bei sensorischen aber auch gesundheitlichen Parametern des Weinkonsums sind weitere dominante Themen. Auf diese Entwicklung stellt sich die Weinbehandlung mit neuen verfahrenstechnischen Möglichkeiten ein, unter anderem so mit der Reduzierung des Alkoholgehaltes oder durch Einsatz neuer Hefen und Enzyme oder Analysenverfahren.

Das Obere Mittelrheintal erhält 2002 von der UNESCO den Status eines Weltkulturerbes


Der Tourismus gewinnt in den Weinbaugebieten eine immer größere – nicht zuletzt wirtschaftliche – Bedeutung. En weiterer Aspekt ist das zunehmende Engagement von Gütern und Kellereien in die Erneuerung und Restaurierung von Gebäuden und Anlagen unter der Prämisse moderner „Wein-Architektur“. Sie trägt zur verbesserten Produktions-, Präsentations- und Kommunikationsbedingungen bei.

2002 Europa
Durch die Aufnahme des Oberen Mittelrheintales in die UNESCO-Welterbe-Liste erhält eine weitere Weinregion von außergewöhnlichem Rang den Status eines schützens- und erhaltenswerten Kultur- bzw. Naturdenkmals. Damit wurden bislang neun Regionen, in denen Weinbau ein bedeutender kultureller Faktor ist, nach strengen Kriterien des Welterbekomitees ausgewählt (Stand 2014): St. Emilion (1995), Cinque Terre (1997), Wachau (2000), Neusiedler See (2001), Alto Douro (2001), Tokaji (2002), die zu Portugal gehörende Azoreninsel Pico (2004), Lavaux am Genfer See (2007), Langhe-Monferrato im Piemont (2014).

2002 Deutschland
Der „VDP.Die Prädikatsweingüter“ beschließt eine herkunftsbezogene Klassifikation, die aus drei Stufen besteht: Guts- und Ortsweine (dritte Stufe), „Klassifizierte Lagenweine“ (zweite Stufe, Weine mit besonderer Herkunfts- und Lagencharakteristik mit zusätzlichen qualitativen Kriterien) und als Spitze der Qualitätspyramide die „Grossen Gewächse“. Dabei handelt es sich um trockene Weine aus Parzellen hochwertiger Lagen, die strengen Erzeugungskriterien entsprechen. Bei den edelsüßen Gewächsen wird das jeweilige Prädikat angefügt.

2005 Europäische Union
Alle Weine, die nach dem 25.11.2005 gefüllt werden, müssen gemäß EU-Verordnung auf dem Etikett mit dem Hinweis „enthält Sulfid“ gekennzeichnet werden. Diese Bestimmung gilt ab einem SO2-Gehalt vom 10 mg/l.

2006 Europäische Union
Die Verwendung von Eichenholzchips wird auch für die Herstellung von Prädikatsweinen erlaubt, der Hinweis auf Barrique- oder Holzfassausbau ist dafür jedoch untersagt.

Holzchips aus verschiedener Eichenherkünfte ersetzen immer häufiger den zeitaufwendigen und kostspieligen Weinausbau im Barriquefass

2008 Deutschland
Auf der Grundlage der EU-Verordnung stehen dem Weinbau in Deutschland Fördergelder u. a. für Umstrukturierung der Rebflächen, Investitionen, Absatzförderung in Drittländer oder Rodungen zur Verfügung. 2009 wurden 23 Millionen €, ab 2010 jährlich zwischen 30 bis fast 40 Millionen € erstattet.

2009 Deutschland
Im deutschen Weinbezeichnungsrecht erfolgt die Anpassung der Güteklasseneinteilung an europäisches Recht: Tafelwein wird Deutscher Wein ohne Herkunftsbezeichnung, aber fakultativ mit oder ohne Angabe der Rebsorte und des Jahrgangs, Landwein wird als Wein mit geschützter geographischer Angabe gekennzeichnet, Qualitätswein und Prädikatswein als Wein mit geschützter geographischer Ursprungsbezeichnung (nur mit amtlicher Prüfungsnummer).

2011 Deutschland
Die Anzahl der Weinbaubetriebe geht weiter stark zurück. 1988 wies die Weinbau-Statistik 77.388 Betriebe mit bestockter Rebfläche aus, 2011 waren es nur noch 20.290. Der Rückgang bei Winzergenossenschaften von 263 auf 179 ist vor allem eine Folge von Zusammenschlüssen. Die Winzergenossenschaften bestreiten etwa ein Drittel der deutschen Weinernte.

2012 Europäische Union
In den vergangenen fünf Jahren sind die Weineinfuhren nach Europa abermals gestiegen auf 13,6 Mio hl. Über 40 Weinbauländern liefern ihre Weine in die EU, führend sind Australien, Chile, Südafrika, USA und Argentinien. Nahezu die Hälfte der Weineinfuhren nimmt Großbritannien auf. Ein gleichfalls bedeutendes Weinimportland ist Deutschland, während die größten Weinbauländer Europas, Frankreich, Italien und Spanien, geringe Mengen einführen.

2013 Deutschland
Etikettierung und Bewerbung eines Weines als „bekömmlich“ ist nach einem Urteil des Bundesveraltungsgerichtes verboten. Das Urteil bezieht sich auf das EU-Weinbezeichnungsrecht, das gesundheitsbezogene Angaben auf dem Etikett untersagt.

2013 Frankreich
Die Versteigerung von 1200 Flaschen Wein aus dem Keller des Pariser Elysée-Palastes, der 1947 für den Staatspräsidenten eingerichtet wurde, erlöste 300.000 €. Den Rekordpreis erzielte eine Flasche Château Pétrus mit 5.800 €.

2013 Asien
In China nehmen Rebanbau und Weinkonsum kontinuierlich zu. Die Rebfläche hat sich seit den 80er Jahren nahezu verdreifacht (allerdings ist auch die Erzeugung von Tafeltrauben dabei enthalten). Im Volumen ist die chinesische Weinproduktion vergleichbar mit der von Deutschland oder Portugal. Die Weinimporte haben sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht, davon lieferten die EU-Weinbauländer mehr als ein Drittel. Die wichtigsten europäischen Weinmessen Vinexpo, Vinitaly und ProWein führen in China eigene Ausstellungen durch. Außerdem erwerben chinesische Investoren im größeren Umfang Weingüter in Europa. In Bordeaux sind etwa 40 Weingüter ganz oder teilweise in chinesischem Besitz.

2014 Europäische Union
Anstelle der von der EU-Kommission geplanten Abschaffung der Pflanzrechte für Wein tritt eine Autorisierungsgenehmigung bis 2016. Demnach ist eine Erweiterung der Rebfläche um jährlich ein Prozent von der jeweiligen nationalen Weinanbaufläche möglich. Während die großen europäischen Weinbauländer demnach eine beträchtliche Ausweitung ihrer Rebflächen vornehmen können, beträgt sie in Deutschland maximal 1000 Hektar.

Neuanlagen von Rebflächen sind in der EU nur noch in begrenztem Umfang erlaubt. Sie erfordern nicht nur einen hohen materiellen sondern auch umfangreichen bürokratischen Aufwand

2014 USA
Der gebürtige Indonesier Rudy Kurniawan (37) wird, nachdem er über zwei Jahre in Untersuchungshaft saß, als „erfolgreichster und größter Weinfälscher der Welt“ in New York zu zehn Jahren Haft, 20 Mio Dollar Geldstrafe und 28 Mio Dollar Entschädigung verurteilt. Kurniawan „komponierte“ zehn Jahre in seiner Küche Spitzengewächse aus Bordeaux und Burgund, die er mit gefälschten Etiketten und Korken ausstattete. Der aus dem Verkauf entstandene Schaden wird auf über 30 Mio Dollar geschätzt.

2014 USA
Im kalifornischen Napa Valley verursacht ein Erdbeben Schäden an Betriebgebäuden und Kellerei-Einrichtungen von über 80 Mio Dollar.