Portraits der wichtigsten Rebsorten

Rebsorten für Weißweine

Chardonnay

Synonyme: Von den über 70 Doppelbezeichnungen, die noch Ende des 19. Jh. in der Fachliteratur aufgeführt wurden, betreffen viele die Spielarten des Weißen Burgunders. Eine ampelographische Abgrenzung zwischen ihnen und Chardonnay erfolgte 1827.

Herkunft: Eng verwandt mit dem Weißen Burgunder (Pinot blanc), der über den Grauen Burgunder (Pinot gris, Ruländer) vom Blauen Spätburgunder (Pinot noir) abstammt. Wie DNA-Analysen zeigen, basiert der Chardonnay auf einer natürlichen Kreuzung von entfärbtem Pinot und Heunisch, einer seit dem frühen Mittelalter verbreiteten Rebsortenfamilie.

Varietäten sind: Pinot Chardonnay Musque bzw. Chardonnay Musque. Weitere Spielarten des Chardonnay sind Morillon (Österreich, Ungarn, Jugoslawien) und Auxerrois. Synonyme, wie sie früher auch in Deutschland und im Elsass gebräuchlich waren, sind u. a. Später Weißer Burgunder, Weißer Klävner, Weiß Kleiner, Weiß Edler, Weiß Silber, Weißer Ruländer, Weißarbst. Sie beziehen sich nicht auf den Chardonnay, sondern wahrscheinlich auf den Weißen Burgunder.

Eine erste urkundliche Erwähnung für den Chardonnay lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Die Pinot-Reben wurden bereits im 13. Jahrhundert in Frankreich in Liedern besungen, so dass damit möglicherweise auch der Chardonnay einbezogen wurde. Seine heutige Namensgebung wird auf einen Weiler in der Nähe von Mâcon namens Chardonnay, zurückgeführt. Diese Namensgleichheit mag jedoch mehr zufällig sein, wenn auch nicht bestritten werden kann, dass die Urheimat dieser Sorte Burgund ist.

Verbreitung: Erste Anpflanzungen erfolgten in Burgund (Cote d'Or), im Gebiet von Sâone-et-Loire und an der Marne. Die großen burgundischen Weißweine wie Montrachet, Meursault, Corton-Charlemagne, Chablis, Pouilly-Fuisse basieren ausschließlich auf Chardonnay-Reben, ebenso wie in der Champagne der Chardonnay vor allem für den Blanc de Blancs eine unentbehrliche Grundlage ist. Bis Ende des 19. Jh. gab es Chardonnay-Anbau auch in anderen Weinbaugebieten in Ostfrankreich, vor allem im Jura.

Von Frankreich gelangte die Sorte zunächst in andere europäische Weinbauländer. Ab Mitte den 1980er Jahren begann ihr Siegeszug als qualitativ herausragende Weißweinrebe auch außerhalb Europas, insbesondere in Nord- und Südamerika, Australien, Neuseeland und Südafrika. In der Neuen Welt früher als trendiger Modewein geschätzt, ist der Chardonnay inzwischen ein populärer Qualitätswein mit globaler Verbreitung.

Ertrag: Bei kurzem Anschnitt zeigt die Sorte einen zufriedenstellenden Ertrag. Sie sollte bevorzugt auf tiefen, durchlässigen und möglichst steinigen Böden unter warmen, aber nicht zu heißen Klimabedingungen angebaut werden. Hier bilden die Trauben den für die Sorte typischen höheren Zuckergehalt und reduzieren jedoch rasch den Säuregehalt, so dass der Lesezeitpunkt den jeweiligen Chardonnay-Typ neben der Ausbaumethode (kühle Tankgärung und kurzer Ausbau oder längere Reife im neuen Eichenholzfass) deutlich prägt.

Weine: Aus den grünlichen Beeren, die sich an der Sonnenseite ihrer Beerenhaut gelblich färben, werden Weine mit einem breiten Qualitätsspektrum und sensorisch unterschiedlichen Varianten erzeugt. Wenn auch durch die burgundischen Premiumweine Chardonnay als Qualitätsrebsorte bereits hohe Reputation besaß, so begann seine internationale Karriere mit alkoholkräftigen, fülligen Übersee-Weinen. Sie bilden den auffallenden Kontrast zum anderen Chardonnay-Typ, der sich mehr durch feine, dezente Frucht und ausgewogene bis milde Säure auszeichnet. Zu den für die Sorte charakteristischen Aromenkomponenten gehören Anklänge an Walnüsse, grüne Äpfel, Stachelbeere, Melone und andere exotische Früchte. Weniger sortentypisch als vielmehr Ergebnis einer längeren Reifelagerung im Barrique sind Tabak- und Holznoten sowie Vanille.

Chasselas/Gutedel

Bezeichnung: Sowohl der deutsche als auch französische Name für diese Kelter- und Tafeltraube taucht erstmals im 17. Jahrhundert auf. Die Bezeichnung „Gutedel„ soll bereits um 1620 in Württemberg gebräuchlich gewesen sein. Mit ihr wird die besondere Qualität der Sorte, die als Tafel- und Keltertraube geschätzt wird, umschrieben. Die ampelographisch international verwendete Bezeichnung „Chasselas“ findet sich 1667 zum ersten Mal. Sie stammt von dem burgundischen Ort Chasselas-sur-Aube.

Synonyme: Für die weitverbreitete Sorte gibt es etwa 50 gleichbedeutende Bezeichnungen, von denen allerdings nur noch wenige verwendet werden. Die meisten Ersatznamen und Beinamen deuten auf die besonderen Eigenschaften und die spezifischen Merkmale der Sorte und ihrer Varietäten hin, wie zum Beispiel „Schönedel„, „Süßling“, „Süßtraube„, beziehungsweise „Chasselas doré“ (Goldgutedel).

Der Wein aus der Rebsorte Chasselas wird in der Schweiz als Fendant (Wallis) oder Dorin und Terravin (Waadt) oder Perlan (Genf) bezeichnet. In Italien heißt die Sorte Marzemina bianca oder Tribianco tedesco, in Österreich wird sie Wällische, in Böhmen Chrupka, in Ungarn Fabiäntraube und in England Royal Muscadine, White Chasselas, Amber Chasselas, Golden Bordeaux oder Queen Victoria (Tafeltrauben) genannt.

Herkunft: Offenbar handelt es sich um eine der ältesten Kultursorten. Um ihren Ursprung ranken sich zahlreiche Spekulationen, Legenden und Mythen. Lange Zeit wurde ihre Herkunft im Nahen Osten (Jordan-Tal?) oder in Oberägypten vermutet. So soll der Botschafter des Königs von Frankreich am Hofe des Sultans Soliman II, Reben dieser Sorte 1523 aus Konstantinopel nach Fontainebleau ausgeführt haben. Von hier aus soll sie durch General de Courten unter Ludwig XV. ins schweizerische Wallis (Sitten) gelangt sein. Von Vevey (Genfer See) kam sie um 1780 nach Baden. Genwissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass es sich um eine autochthone Rebsorte der Alpenregion handelt.

Verbreitung: Etwa ab Mitte des 17. Jahrhunderts verbreitete sich die Sorte nachweislich über das südliche, südöstliche und südwestliche Europa. Schwerpunkte des Anbaus waren das Rhônetal und Burgund sowie die südwestliche Schweiz, Elsass, Baden, Württemberg, Rheinpfalz, Österreich und Ungarn.

Während sie als Tafeltraube bis nach England vordrang, konzentriert sich heute ihr Anbau als Keltertraube vornehmlich auf die Westschweiz - wo sie über die Hälfte der Gesamterzeugung bestreitet - und Südbaden (Markgräflerland). In Frankreich (Elsass, Loire), Österreich und in Südosteuropa hat sie im Rebanbau nur sehr geringe Bedeutung. Angebaut wird sie außerdem - zum Teil als Spielarten - in Osteuropa, Südafrika, Nord- und Südamerika sowie Australien.

Anbaubedingungen: Die gut schmeckenden Trauben reifen mittelfrüh bis mittelspät und stehen am besten auf fruchtbaren, tiefgründigen Böden. Gegenüber Peronospora und Sauerwurm ist die Sorte anfällig, während sie gegenüber Botrytis (Traubenfäule) fast resistent ist. Empfindlich reagiert sie auf krasse Temperaturschwankungen und Niederschläge in der Blütezeit, so dass sie als blüteunsicher und kälteempfindlich gilt.

Ertrag: Im Durchschnitt erreicht die Sorte ein Mostgewicht von 65 bis 75° Oechsle und eine relativ niedrige Säure von 5 bis 6 g/l. Die Erträge unterliegen sehr starken Schwankungen, die von 40 bis zu 140 Hektoliter pro Hektar reichen können. Spätlesen und Auslesen sind selten.

Weine: Im deutschen Weinanbau gilt der Gutedel als badische Spezialität, die sich durch ihre milde, neutrale, harmonische und zuweilen dezent würzige Art auszeichnet. Überwiegend werden in der Säure weiche, im Duft und Aroma unaufdringliche Weine von gefälliger, leichter bis neutraler Art erzeugt. Chasselas-Weine der Schweiz präsentieren sich aufgrund des hier verbreiteten biologischen Säureabbaus mild, während sie in anderen Weinbauländern höhere Säurewerte aufweisen können. Man sollte die Weine am besten im ersten oder zweiten Jahr nach der Ernte trinken. Die bekannteste Neuzüchtung mit Gutedel ist der Nobling aus der Kreuzung Gutedel x Silvaner.

Chenin Blanc

Synonyme: Pineau de la Loire, Pineau d'Anjou, Pineau de Savennieres, Gros-Pineau de Vouvray, Plant de Breze, Blanc d'Anjou, Blanche, Franc-Blanc (Frankreich), Steen (Südafrika), Albillo (Australien), White Zinfandel, Chablis (USA).

Herkunft: Die ursprüngliche Heimat des Chenin Blanc ist das Weinbaugebiet Loire, wo er seit dem 9. Jahrhundert in der Gegend von Anjou dokumentiert ist. Die Bezeichnung leitet sich offenbar vom Mont-Chenin in der Touraine ab, wo die Rebe Mitte des 15. Jahrhunderts entdeckt wurde.

Verbreitung: In Frankreich konzentriert sich sein Anbau auf das Weinbaugebiet Loire sowie in geringerem Umfang auf einige Regionen im Südwesten. Er bedeckt in Frankreich eine Anbaufläche von etwas mehr als 10 000 ha. Im 17. Jahrhundert gelangte die Rebe mit den ersten europäischen Siedlern nach Südafrika, wo sie inzwischen dreimal so stark verbreitet ist wie in Frankreich. Später wurde sie auch in Kalifornien, Südamerika, Australien, Neuseeland und in Russland angepflanzt.

Erträge: Die früh bis mittelspät reifende Sorte ist relativ starkwüchsig. Aufgrund ihres frühen Austriebs ist sie ziemlich frostempfindlich. Je nach Anschnitt und Art der Böden bzw. der Unterlagsreben ergibt sie mittlere bis hohe Erträge.

Weine: Überwiegend trockene, leicht säurebetonte Weine. Durch Einflüsse des Terroirs sowie spezielle Anbau- und Ausbaumethoden sowie Hinzufügung eines (meist geringen) Anteils anderer Sorten wird oft eine breitere Geschmackspalette erzielt. Dies trifft zum Beispiel durch die Zugabe von Chardonnay und/oder Sauvignon zu, mit denen die Strenge des Chenin Blanc gemildert wird.

Die verschiedenen Arten der Weinerzeugung ergeben beim Chenin Blanc nicht nur traditionelle und moderne, durch temperaturkontrollierte Kaltvergärung geprägte Typen. Neben Stillweinen werden auch perlende (petillants) und schäumende (mousseux) Weißweine aus Chenin blanc erzeugt. Liebliche bis süße Weine werden aus edelfaulen Chenin-blanc-Trauben gewonnen. Zu den populärsten trockenen Weißweinen aus dem Chenin Blanc gehört der Saumur, in dem bis zu 20% Chardonnay und Sauvignon enthalten sein dürfen. Während in der Touraine aus dem Chenin Blanc vornehmlich trockene Weine erzeugt werden, findet man im Vouvray eine breite Palette von trocken bis lieblich, von Stillwein bis Schaumwein, während im Montlouis rassige und im Jasnieres betont trockene Chenin Blanc-Weine erzeugt werden.

Eine ähnlich große Geschmacksvielfalt wie an der Loire findet man auch im internationalen Chenin Blanc-Sortiment. In Südafrika dominieren zwar relativ trockene und betont frische Weine aus Chenin Blanc, die hier als „Steen“ bezeichnet werden und an der Spitze des Weißweinsortimentes stehen, doch aus ihm werden auch vereinzelt bemerkenswerte süße Weine gekeltert. Dabei sind die Erträge - wie bei den süßen Chenin-Weinen an der Loire - auf 25 bis 30 hl pro ha begrenzt.

Grauer Burgunder

Synonyme: Die ampelographisch internationalen Bezeichnungen sind Pinot gris beziehunsgweise in Italien Pinot grigio. Die deutschsprachige Version Grauer Burgunder oder Grauburgunder ersetzte seit dem vorigen Jahrhundert die frühere Bezeichnung Ruländer, die nun überwiegend nur für restsüße Weine verwendet wird. Längere Zeit haben sich in einigen südosteuropäischen Weinbauländern Ruländer-Synonyme wie Rulanda (in Rumänien) und Rulandac sivi (in den Weinbauländern des Balkans) erhalten.

In Italien trägt sie die von Pinot gris abgeleitete Bezeichnung Pinot grigio, während sie in vielen anderen europäischen Weinbauländern andere, eigenständig gebildete Namen trägt: Malvoisie (im Wallis; nicht zu verwechseln mit der Rebsorte Malvasia); Skürkebarät (= Grauer Mönch, in Ungarn); Grauclevner oder Grauklevner (früher in Südwestdeutschland); Tokajer (in der Schweiz); Auvergnas gris (in Frankreich). Untersagt ist die im Elsass traditionelle Bezeichnung Tokay d’Alsace, um Verwechselungen mit dem ungarischen Tokayer auszuschließen.

Herkunft: Stammt durch Knospenmutation aus dem Blauen Spätburgunder.

Verbreitung: Sie ist in Mitteleuropa ab dem 14. Jahrhundert nachweisbar. Die Sorte gelangte aus Burgund kommend zunächst in die Schweiz; 1375 wurde sie durch Kaiser Karl IV. nach Ungarn gebracht, wo sie zunächst von Zisterziensermönchen am Plattensee angepflanzt wurde, weshalb sie dort die Bezeichnung Grauer Mönch trägt. Um 1568 führte sie Lazarus von Schwendi im Elsaß ein, wo man sie – fälschlicherweise - als Tokajer bezeichnete.

1711 fand der Kaufmann Joh. Seger Ruland Burgunder-Reben in einem verwilderten Weinberg in Speyer. Diese Wiederentdeckung war der Beginn einer beträchtlichen Verbreitung der Sorte im deutschen Weinanbau. Große Bedeutung für den Weißweinanbau besitzt die Sorte zudem in Ungarn, in den Balkanländern, Rumänien, Norditalien (Tiroler Etschland/Trentino, Friaul/Julisch-Venetien) sowie im Elsass. Geringere Verbreitung in Luxemburg, der Schweiz und Österreich. Außerhalb Europas konnte sich die Sorte bislang kaum durchsetzen. 1963 wurde sie in Südafrika eingeführt, wo sie geringe Bedeutung besitzt.

Ertrag: An Lage und Boden stellt die Sorte hohe Ansprüche. Die qualitativ besten Ergebnisse liefert sie in tiefgründigen, warmen, nährstoffreichen und feinerdigen Böden, so vor allem in Löß- und Vulkanböden. Insbesondere auf den Basalt-Verwitterungsböden des Kaiserstuhls werden ebenso wie an der Mittelhaardt (Pfalz) hervorragende Grauburgunder-Weine geerntet. Ihre Erträge erreichen zwischen 80 und 120 Hektoliter pro Hektar, können aber durch Frost, gegen den die Sorte empfindlich ist, reduziert werden.

Weine: Gute Grauburgunderweine sollten über ein Mostgewicht von mindestens 80 Grad Oechsle verfügen, so dass für die Reben die Standortwahl und damit ihr Terroir entscheidend sind. Ihre Mostgewichte liegen meist über den vergleichbarer Rieslingweine, die Säurewerte betragen etwa 4 bis 5 Promille und sind somit meist geringer als die des Rieslings.

Je nach Standort, Beerenreife und Ausbausstil gibt es eine breite Palette von Grauburgunderweinen. Die jeweilige Namensgebung der Sorte (als Grauer Burgunder oder Ruländer oder Pinot grigio) deutet bereits auf Unterschiede in der Stilistik hin. Die Varianten reichen von zartgelben, säurefrischen, unkomplizierten und gefälligen bis zur goldgelben, kraftvollen und substanzreichen Weinen. Entsprechend kann ihr Bukett von nahezu ausdruckslos über neutral bis zu einem intensiven Aroma reichen, in dem sich Anklänge an Mandeln, Butter, exotische und getrocknete Früchte finden.

Als edelsüße Ruländer-Auslesen gehören sie seit vielen Jahren zur Spitzengruppe deutscher Weinerzeugung. Die mittelspät reifenden, graubraunen oder rotgrauen Beeren, die manchmal an einem einzigen Rebstock verschiedenfarbig sind, ergeben in vielen mitteleuropäischen Weinbauländern hingegen vielfach gefällige, unkomplizierte Weine, die zum Trinkgenuss keine längere Reifezeit benötigen. Derartige Grauburgunder-Weine sind dank ihrer leichten, neutralen Art zum Prototyp des modernen, gefälligen Weißweines geworden.

Malvasier

Synonyme: Malvasia (Generalbezeichnung für die weißen und roten Spielarten in Italien und Spanien), Malvoisie (Frankreich), Malvagia (früher in Spanien), Malvasia Fina (Portugal), Malvazija (Kroatien), Monemvasia (früher in Griechenland); speziell für die roten Spielarten: Roter Malvasier, Früher roter Malvasier (Deutschland), Falsche Synonyme: Malvosie oder Malvoisien (im Wallis für halbtrockene bis süße Weine aus der Rebsorte Pinot gris), in Österreich für süße Weine aus Frühroter Veltliner.

Herkunft: Sehr alte Rebsortenfamilie, deren Ursprung in Griechenland vermutet wird. Gelangte von Byzanz nach Italien. Die Bezeichnung leitet sich wahrscheinlich von der griechischen Ortschaft Nomenvasia ab.

Verbreitung: Im gesamten Mittelmeerraum mit Schwerpunkt Italien, wo es zahlreiche Spielarten dieser Sorte gibt. Auf Madeira, wo die Sorte seit 1515 urkundlich nachgewiesen ist, wird sie Malvasia candida, auch Malvasia babosa genannt. Sie wurde durch Simon Accioli aus Genua Anfang des 16. Jahrhunderts auf Madeira eingeführt und stellt neben der aus Frankreich stammenden Spielart Malvoisie, mit der sie gemeinsam gekeltert wird, die Basis für die berühmten Malvasia-Weine von Madeira dar, die in England seit dem 18. Jahrhundert als Malmsey bezeichnet werden. In Mitteleuropa war die Rebsorte seit dem Mittelalter stark verbreitet, ihr Anbau geht seit dem 19. Jh. deutlich zurück. Neben Italien hat sich de Sorte noch in Spanien (La Rioja, Katalonien, Valencia, Navarra, Salamanca, Kanarische Inseln) und in Portugal erhalten. In Deutschland sind damit nur noch wenige Hektar bepflanzt. Für die Dessertweinherstellung wird sie auch in außereuropäischen Weinbauländern angepflanzt (Südafrika, USA, Australien).

Ertrag: Die frühreifende Rebe (Ende August bis Anfang September), die sich durch gleichmäßige und gute Erträge auszeichnet, stellt an den Boden wenig Ansprüche (bevorzugt karge, trockene Böden) und benötigt sehr warmes, sonniges Klima, so dass sie ihre besten Standorte im wesentlichen im Mittelmeerraum hat.

Weine: Die umfangreiche Rebsortenfamilie, zu der weiße wie auch (seltene) rote Varianten gehören, liefert kräftige und vielfach süße Weine, die in früheren Zeiten sehr geschätzt wurden, heute jedoch dem bevorzugten Geschmackswünschen der Weintrinker nur noch selten entsprechen. Der typische Malvasier-Wein ist ein weißer, duftiger, oftmals ziemlich alkoholreicher, fülliger und extraktreicher Wein. In Süditalien herrschen kraftvolle, trockene bis süße, goldgelben Malvasia-Weinen vor, während in Nord- und Mittelitalien mehr trockene oder liebliche Weißweine aus der Rebsorte erzeugt werden, in Piemont und Südtirol vereinzelt auch Rotwein und im Aosta-Tal Rosé. In Deutschland sind nur wenige Hektar mit Malvasia bepflanzt.

Muskateller

Synonyme: Die Bezeichnung Muskateller steht für eine große Sortenfamilie, die sich aus etwa 30 Varietäten bildet, die wiederum ca. 200 Spielarten umfassen. Da es sich dabei um die ältesten bekannten Rebsorten der Welt mit beträchtlicher Verbreitung handelt, gibt es eine Vielzahl von Synonymen. In Deutschland führend unter den Muskateller-Sorten ist der Gelbe Muskateller, auch Weiße Muskattraube oder einfach Muskateller genannt. In Österreich gibt es noch weitere alte Synonyme wie Gelbe Weihrauchtraube oder Schmeckende. In Italien heißt sie Moscatello Bianco, in Spanien Moscatel bianco, in Frankreich Muscat blanc. Zu den auch in Deutschland vereinzelt noch angebauten Muskateller-Spielarten gehört der Rote Muskateller, eine Mutation des Gelben Muskatellers. Die Namen zahlreicher Varietäten weisen jeweils Bezüge zu ihren Anbaugebieten auf: In Italien Moscato d'Asti als Grundlage für den populären piemontischen Schaumwein, in Frankreich Muscat de Rivesaltes, Muscat de Mireval, Muscat de Frontignan, Muscat d'Alsace. In Portugal ist unter den Muskat-Sorten die bekannteste der Moscatel de Setúbal. Berühmt sind die Muskat-Weine der griechischen Insel Samos. Mit dem Muskateller möglicherweise verwandt ist der Muskat-Trollinger, der als Spezialität in geringem Umfang in Württemberg angebaut wird. Eine bekannte Tafeltraube ist der Muscat de Hambourg, der in Südfrankreich beheimatet ist. Für Verschnittzwecke und als Verarbeitungswein wird vielfach der Muscat d'Alexandrie genutzt. Dass auch der Muskat-Ottonel, der ursprünglich von der Loire stammt, in direkter Verwandtschaft zum Muskateller steht, wird von den meisten Ampelographen bestritten. Nicht identisch mit der Muskateller-Familie sind der Muscadet (Melon de Bourgogne oder Melon Musque), Muscadelle (Weißweinrebsorte in Bordeaux), Muskat-Sylvaner (Bezeichnung in Österreich für Sauvignon Blanc) und Grüner Muskateller (vereinzelt in Österreich gebräuchlich für Grüner Veltliner). Der Morio-Muskat ist eine Neuzüchtung aus der Kreuzung Silvaner x Gelber Muskateller.

Herkunft: Die Muskatellertraube gehört der Legende nach zu den Pflanzen, die Noah in seiner Arche mitnahm und nach der Sintflut am Berg Ararat pflanzte. Seit fünf Jahrtausenden ist der Muskateller in Ägypten heimisch. Verbreitung: Vom Nahen Osten ausgehend, wurde die Sorte in der Antike über den gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Im römischen Imperium und im Mittelalter wurden die Weine dieser Rebsorte wegen ihres typischen Muskat-Aromas und ihrer geschmacklichen Fülle sehr geschätzt. In Deutschland wird die Rebsorte nachweislich seit dem 12. Jahrhundert angebaut. Urkundliche Erwähnungen bezeugen die Sorte etwa zur gleichen Zeit auch in den Nachbarländern sowie in den südosteuropäischen Weinbaugebieten. Zudem gibt es sie in den Weinbauländern Nordafrikas (Tunesien, Marokko, Algerien), auf Zypern und in Israel. Im vergangenen Jahrhundert gelangte die Sorte nach Südafrika, Nord- und Südamerika sowie Australien, hier Frontignac oder Brown Muscat genannt. Sie wird sowohl reinsortig als auch als Ergänzungssorte für Verschnittzwecke genutzt.

Erträge: Die stark und kräftig wachsende Rebe verfügt je nach Sorte über lange bis walzenförmige Trauben, mit kleinen, runden oder ovalen Beeren, die je nach Sorte gelbgrün, braunrot, rot oder graurot ist. Sie benötigt warme Standorte und stellt an den Boden mittlere Ansprüche. Je nach Klon bewegt sich ihr Ertrag zwischen 50 und 80 hl pro Hektar. Die Mostgewichte betragen - abhängig vom Standort - im Durchschnitt etwa 70 bis über 100 Grad Öchsle.

Weine: Das charakteristische Muskat-Aroma, das fein und nobel, zuweilen aber auch fast aufdringlich und laut erscheinen kann, ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Ebenfalls eine große Bandbreite zeigen die Weine im Geschmack, der sich durch eine oft recht intensive Süße auszeichnet, aber auch als geschmacklich trocken erzeugt wird. Die in den nördlichen Anbaugebieten gekelterten Muskateller-Weine können bei harmonischer Säure zuweilen auch eine gewisse Eleganz aufgrund ihres delikaten Geschmacksbildes zeigen.

Riesling

Bezeichnung: Die ampelographisch korrekte Bezeichnung lautet „Weißer Riesling„.

Synonyme: Die am stärksten verbreitete sinnverwandte Bezeichnung ist „Rheinriesling“, in den englischsprachigen Ländern entsprechend „Rhine-Riesling„, in Italien „Riesling Renano“, in den südosteuropäischen Weinbauländern „Rajnai Rizling„ (Ungarn), „Rajnski Rizling“ (Balkanländer), „Riesling de Rin„ (Rumänien), „Riesling Rejnski“ (Russland), „Rizling Rynsky„ (Tschechoslowakei). In Frankreich und in der Schweiz wird er auch als „Petit Rhin“, in den USA als „White Riesling„ oder „Johannisberger Riesling“ bezeichnet. Regional zum Teil noch gebräuchliche Synonyme sind „Klingelberger„ (Ortenau), „Johannisberger“ und „Hochheimer„. Aus den roten Beeren der Rebsorte Roter Riesling wird Weißwein gewonnen. Groß ist die Zahl irreführender und falscher Synonyme, wie zum Beispiel „Welschriesling“ („Riesling Italico„, „Olasz Rizling“, „Italiansky Rizling„), der nicht mit dem Weißen Riesling identisch ist. In diese Reihe gehören auch Namen wie „Schwarzriesling“ für die Müllerrebe, „Frankenriesling„ für den Grünen Silvaner, „Banater Riesling“ für Zakkelweiß, „Kleiner Riesling„ oder „Breisgauer Riesling“ für Ortlieber (Kniperle), „Grauer Riesling„ für Ruländer, „Hunter Riesling“ für Semillon.

Herkunft: Abkömmling einer Kreuzung aus einer rheinischen Wildrebe mit Traminer, die wiederum mit der Rebsorte Heunisch kreuzte. Im Rebanbau erstmals erwähnt im Jahre 1435 in einem Rechnungsbeleg für den Kauf von Setzreben eines Rüsselsheimer Winzers als „Rießling„. Mitte des 15. Jahrhunderts wird der Anbau von Riesling an Rhein und Mosel bestätigt. Erste Anlage des sortenreinen Rieslings in Monokultur ab 1720 auf Schloss Johannisberg/Rheingau.

Verbreitung: Nahezu die Hälfte des weltweiten Riesling-Anbaus konzentriert sich auf die deutschen Weinbauregionen, in denen er knapp ein Viertel der gesamten Anbaufläche belegt. Flächenmäßig führend im deutschen Riesling-Anbau sind Pfalz, Mosel und Rheinhessen. Etwa jeweils ein Viertel entfallen auf die übrigen europäischen Anbaugebiete sowie Weinbauländer in der Neuen Welt.

Ertrag: Die gelbgrünen, rosa-bräunlich schimmernden, braungepunkteten kleinen Beeren mit ihrem würzig-süßen, aromatischen Fruchtfleisch ergeben bei sortentypischer später Ausreifung einen je nach Klone schwankenden Durchschnitts-Ertrag von 60 bis 100 Hektoliter pro Hektar. Die Sorte stellt hohe Ansprüche an den Standort. Sie ist relativ frostresistent und vermag aufgrund ihres bis zu zehn Meter Tiefe reichenden Wurzelsystems auch trockene Vegetationsjahre gut zu übersehen. Für gleichmäßige Erträge mit guter Qualität sind besonders geeignete Lagen mit ausreichender Wärme (Südwest- bis Südostlagen) Voraussetzung. Die Eignung reifer, edelfauler Trauben zur Gewinnung von hochwertigen, süßen Weinen wurde ab dem 18. Jahrhundert zur Erzeugung von Riesling-Spätlesen genutzt. (Um 1775 erstmals Erwähnung einer Spätlese auf Schloss Johannisberg). Die Ansprüche an den Boden sind gering, da die Sorte wenig trockenheitsempfindlich ist. Je nach Standort werden qualitativ hochwertige Weine gewonnen.

Weine: Kaum eine Weißweinrebsorte ermöglicht die Erzeugung einer so großen Bandbreite von Weinen wie der Riesling. Im Durchschnitt beträgt das Mostgewicht 65 bis 90° Oechsle, der Säuregehalt im Most in guten bis mittleren Jahren 10 bis 15 g/l, in schlechten Weinjahrgängen bis zu 20 g/l. Dementsprechend reicht das Qualitätsspektrum nach Jahrgang, Standort und Ausbau vom säurebetonten, herben und relativ leichten Schoppenwein bis zur hochfeinen, edelsüßen, eleganten und rassigen Trockenbeerenauslese. Durch Anreicherung und Entsäuerung können aus Weinen mit geringem Mostgewicht und hoher Säure harmonische Konsumweine gewonnen werden. Charakteristische Merkmale von Rieslingweinen sind neben den typischen Aromen (mit Anklängen an Reseda, Muskat, Aprikosen, Pfirsich, Rosenholz und Ananas) abhängig von Lage und Reife auch Apfel- und Zitrus-Noten. Unübertroffen sind vielfach die Kreszenzen aus den oberen Prädikatsstufen, welche dank der Reife guter Jahrgänge durch Finesse, Eleganz, Rasse und Harmonie brillieren. Stets ausgeprägt präsentiert sich der unverwechselbare Fruchtgeschmack im Rieslingwein, der mit dem typischen Rieslingaroma und dem Rieslingduft eng verbunden ist. Charakteristisch lassen sich gebietseigene Merkmale im Geschmacksbild der Rieslingweine unterscheiden. Rieslingweine von der Mosel präsentieren sich mit pikanter Fruchtsäure, würzig, lebhaft, spritzig, elegant und mit einem bezeichnenden „Schieferton“, der die Mineralität des Weines prägt. Saar-Rieslinge sind feinrassig und nervig, Ruwer-Rieslinge schmecken herzhaft, leicht „erdig„, etwas weicher als Saar-Rieslinge und gelegentlich auch etwas „rauchig“. Rheingauer Rieslinge zeichnen sich durch delikate bis ausdrucksvolle Frucht aus sowie durch rassige Säure und große Feinheit. Die Rieslingweine aus der Rheinpfalz präsentieren sich meist voller, saftiger als die von Mosel und Rheingau, gleiches gilt auch für badische und württembergische Rieslingweine. Im Elsass werden kräftige, körperreiche Rieslingweine erzeugt. Der trockene Luxemburger Riesling gleicht jenen der Mosel. Er ist frisch, relativ leicht und fruchtig-herzhaft. Gute Rieslingweine aus Niederösterreich (Wachau, Krems, Langenlois und Klosterneuburg) zeichnen sich meist durch Fülle, Würze, Rasse und Eleganz aus. Dank ihres speziellen „Säure-Rückgrates“ und ihres Extraktgehaltes zeichnen sich Rieslingweine durch eine längere Haltbarkeit aus.

Rivaner / Müller Thurgau

Synonyme: Riesling x Sylvaner (Schweiz), Rivaner (Luxemburg).

Herkunft: Aus einer Kreuzung der Sorten Riesling x Madeleine Royale von Prof. Dr. Hermann Müller-Thurgau, die er 1882 an der damaligen Preußischen Lehr- und Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim vornahm. Ende 1890 verließ der Wissenschaftler (eigentlich Prof. Dr. Müller aus Thurgau) Geisenheim, um in Wädenswil am Zürichsee im dortigen Landvogteischloß eine Lehr- und Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau aufzubauen. Zur weiteren züchterischen Bearbeitung nahm er aus den Sämlingsfamilien 150 Stöcke mit. Sein Assistent Heinrich Schellenberg erkannte bei dem Sämling Nr. 58 dessen besonderen züchterischen Wert. Er forcierte dessen Versuchsanbau. Die neue Sorte fiel durch ihre Fruchtbarkeit, gute Wachstumseigenschaften und frühe Reife auf. Ihr Wein wurde von Schellenberg als »fruchtig, süffig mit hervortretendem Bukett« beschrieben. 1913 wurde der erste Versuchsweinberg mit 100 Rebstöcken der Sorte in Oberwinzer bei Regensburg angelegt. Bei der Entwicklung etlicher Neuzüchtungen war die Sorte Müller-Thurgau beteiligt, so Bacchus, Faberrebe, Kanzler, Septimer, Ortega, Optima und Würzer.

Verbreitung: Ab Mitte der 20er Jahre wurde sie in der Ostschweiz und erst 1938 in Deutschland als für den Anbau besonders geeignete Rebsorte empfohlen. Kriegsbedingt konnte sie sich zunächst nicht durchsetzen. Mit Beginn des Wiederaufbaus und der Erweiterung der Rebflächen in der Bundesrepublik gewann die Rebsorte zunehmend an Bedeutung. In den 80er Jahren bedeckte sie mehr als ein Viertel der deutschen Rebfläche. Um die Jahrhundertwende ging ihr Anbau zugunsten des Rieslings zurück. Seit 2006 beträgt er etwa 13 % der deutschen Rebfläche. Sie wird zudem in meist geringem Umfang in einem Dutzend europäischer Weinbauländer angebaut sowie in Neuseeland, Japan, China und USA.

Erträge: An Lage und Klima stellt die Rebe relativ geringe Ansprüche. Die besten Ergebnisse erzielt sie an Standorten, die über eine nicht zu große Sonneneinstrahlungsintensität verfügen und die nicht spätfrostgefährdet sind. Die Ansprüche an den Boden sind etwas höher. Bevorzugt werden tiefgründige, feuchte Böden ohne Staunässe. Frische, duftige Müller-Thurgau-Weine wachsen eher auf leichteren Böden, während bukettbetonte, mit deutlichem Muskataroma geprägte Weine dieser Rebsorte oft aus nährstoffreichen Böden stammen. Die Sorte neigt zur hoher Fruchtbarkeit, die für die Gewinnung von Qualitätsweinen nach dem Menge-Güte-Prinzip durch den Rebschnitt beeinflusst werden kann. Ziemlich anfällig ist die Sorte gegenüber Rebkrankheiten (Peronospora, Botrytis). Je nach Standort (Boden) benötigt sie eine mehr oder weniger starke Stickstoffdüngung. Da sie auch in mittleren Jahren zufriedenstellende Qualitäten und Mengen bringt, besitzt sie insgesamt einen hohen Anbauwert.

Weine: Aus den mittelgroßen, locker- bis dicht-beerigen Trauben werden Weine von heller Farbe mit grünlich-gelben Reflexen und muskatgeprägten Aroma gewonnen. Im Geschmack weisen die Weine eine feine Frucht und einen mittleren Ex¬traktgehalt auf. Es sind meist frische, leichtere Weine von geringer Säure. Ihre längere Haltbarkeit ist bei den meisten Weinen eingeschränkt. Insgesamt werden die Weine dieser Rebsorte nicht zu den Spitzenerzeugnissen im Weinbau gerechnet, dafür jedoch zu den angenehmsten und mundigsten Schoppenweinen.

Sauvignon

Bezeichnung: Sauvignon blanc zur Unterscheidung von der Sorten-Mutation Sauvignon rosé, Sauvignon gris, Sauvignon noir und Sauvignon violet. Nicht zu verwechseln mit der Rotweinsorte Cabernet Sauvignon, mit der sie nicht identisch ist.

Synonyme: Unter den zahlreichen gleichlautenden Bezeichnungen sind vor allem zu nennen: Sauvignon fumé, Sauvignon jaune, Blanc fumé, Surin, Fie, Puinechon, Savagnin (sämtliche in Frankreich), Muskat-Sylvaner, Feigentraube (in Österreich), Spergolina, Pellegrini (Italien), Muskat-Silvaner (Deutschland) und Genetin in Luxemburg.

Herkunft: Frankreich, wo sie Anfang des 18. Jahrhunderts bereits erwähnt wurde, unter anderem 1736 für die Weinbauregionen von Bordeaux, 1783 für Weinbauorte an der Loire. Die Sorte ist eine natürliche Kreuzung aus Traminer x Chenin blanc.

Verbreitung: Zur Weißweinbereitung fand die Sorte nach dem Chardonnay in den letzten Jahrzehnten international eine überragende Akzeptanz. Ihr Siegeszug durch die Weingärten der Welt begann in Frankreich, vor allem in Aquitanien und an der Loire. In 30 Departements gehört sie zu den empfohlenen Sorten. Schon bald wurde sie in anderen europäischen Weinbauländern heimisch: In Norditalien (Friaul/Julisch-Venetien, Südtirol, Trentino, Venetien), Deutschland, wo die Sorte bereits 1830 erstmals angepflanzt wurde (Durbach in Baden), Österreich (vor allem in der Steiermark und im Burgenland), in der Schweiz sowie in südosteuropäischen Weinbauländern. Außerhalb Europas ergibt sie in Neuseeland oft exquisite trockene Weine, außerdem in Nordamerika (Kalifornien), Südamerika, Australien und Südafrika.

Ertrag: Die kleinen bis mittelgroßen Beeren, deren Fruchtfleisch einen vanilleähnlichen Muskatgeschmack besitzen, ergeben relativ ungleichmäßige Erträge, die je nach Anschnitt, Boden und Klima eine Schwankungsbreite von 50 bis 100 Hektoliter pro Hektar aufweisen. Selbst bei warmen Lagen, die zu den Grundvoraussetzungen für den Anbau des Sauvignon gehören, fallen die Erträge nur mittelmäßig aus. Dementsprechend ist auch die Winterfrostfestigkeit gering. Die Reben entwickeln sich zwar von der Blüte bis zum Beginn der Traubenreife relativ schnell, verlangsamen ihr Wachstum jedoch während des weiteren Ausreifens der Beeren, so dass die Sorte erst mittelspät geerntet werden kann.

Weine: Als trockener Weißwein ausgebaut, macht sich als typisches Kennzeichen der Sorte ihre “grasige“ Aroma-Note sowie eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Säure, ergänzt durch mineralische Komponente, bemerkbar. Im internationalen und selbst im europäischen Vergleich zeigen die Sauvignon-Weine kein einheitliches Geschmacksbild. Während die berühmten süßen Weine des Sauternais oft nur einen ziemlich geringen Anteil von Sauvignon aufweisen (bis zu 80% können aus Semillon-Reben stammen) und somit zum Vergleich ungeeignet sind, ergeben sich bereits bei den trockenen Sauvignon-Weinen von der Gironde andere Geschmackseindrücke als zum Beispiel bei den aus Sauvignon erzeugten Weißweinen an der Loire, wie zum Beispiel Pouilly-Fume und Sancerre. Die komplexe Bodenstruktur, bei der kalkhaltige Böden überwiegen, ergibt hier ausgeprägt trockene, nicht zu schwere Weine mit einem delikaten Aroma, das Anklänge an schwarze Johannisbeeren und Stachelbeeren zeigt. Diese oft betont fruchtigen Weine mit ihrer feinen Herbe und der prononcierten Säure stehen in einem bemerkenswerten Kontrast zum Beispiel zu den in Österreich produzierten Sauvignon-Weinen (Muskat-Sylvaner), die sich je nach Herkunft durch eine eher dezente Rasse und eine spezielle Würze auszeichnen. Die in Ober- und Mittelitalien gekelterten Sauvignon bianco-Weine präsentieren sich in der Regel in Frucht und Aroma etwas neutraler als die Sauvignon-Weine von der Loire. Bei den Südtiroler Sauvignon-Weinen findet man einen ausgeprägten Muskatton, während sich die übrigen oberitalienischen Weine aus Sauvignon (Aquileia, Colli Orientali del Friuli, Collio, Isonzo) frisch, elegant, dezent-rassig und angenehm gerundet präsentieren. Weitere Qualitätsweine aus Sauvignon werden in den Colli Bolognesi (trocken oder halbtrocken, delikates Bukett), den Colli di Parma und den Colli Berici hergestellt. In diesen Regionen gelten sie vielfach noch als Rarität. In Nord- und Südamerika fallen die Sauvignon-Weine zumeist recht alkohol- und extraktreich aus, wobei ihnen gelegentlich eine samtigaromatische Art eigen ist. Die in Durbach angebauten Sauvignon-Reben werden im Ausleseverfahren geerntet und sind somit wiederum in Art und Charakter völlig andere Weine als zum Beispiel die in Ozeanien oder Südafrika aus dieser Rebsorte gekelterten Kreszenzen, die fast ausschließlich trocken ausgebaut werden und sich durch füllige Harmonie, oft auch eine gewisse Eleganz und Rasse auszeichnen.

Silvaner

Synonyme: Grüner Silvaner, Sylvaner. Historische Doppelbezeichnungen: Österreicher (früher im Rheingau), Franken, Frankenriesling, Grün¬fränkisch, Frankentraube (im Elsass), Gros Rhin, Johannisberg (in der Schweiz), Silvain vert (in Frankreich), Moranka, Silväenske (in der Tschechoslowakei), Zilavka (in Jugoslawien), Zöld szivani (in Ungarn), Monterey Riesling, Sonoma Riesling (Kalifornien). Die in ihrer Bezeichnungen sich oft widersprechenden Synonyme weisen einerseits auf die Herkunft, zum anderen auf die Wanderwege der Sorte hin. Sie werden ebenso wie die alten Doppelbezeichnungen Salviner, Salvaner und Grünedel nicht mehr verwendet.

Herkunft: Stammt aus einer natürlichen Kreuzung zwischen Tramier und der autochthonen Sorte Österreichisch Weiß. Urheimat ist wahrscheinlich der Kaukasus. Ihre Bezeichnung verweist auf die Herkunft aus Transsilvanien (Siebenbürgen).

Verbreitung: Die Rebe gelangte vom Kaukasus über Siebenbürgen nach Niederösterreich, wo sie seit über 800 Jahren angebaut wird. Ihre weitere Verbreitung vollzog sich in nordwestlicher Ausdehnung. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Silvaner in Franken. 1650 erfolgten mit der Sorte erste Anpflanzungen in Castel und 1665 in der Lage Würzburger Stein. Ab 1700 verbreitete sie sich in den südwestdeutschen Weinbaugebieten. Etwa zeitgleich vollzog sich auch eine Wanderungsbewegung in die südosteuropäischen Weinländer, wo der Silvaner jedoch nicht die gleiche Anbaubedeutung erhielt wie in den deutschen Weinbaugebieten. Auch in Österreich nimmt er nur noch eine Rebfläche von wenigen Hektar ein, die sich auf einige Weinberge in der Südsteiermark, in Wien und in Niederösterreich verteilen. In der Schweiz konzentriert sich sein Anbau auf das Wallis, wo er nach dem Chasselas (Fendant) mit einem geringen Anteil vertreten ist. Im Elsass macht der Silvaner ein knappes Viertel der gesamten Rebfläche aus. Seine weitaus größte Verbreitung hat er auch heute noch in Deutschland, wo er in der Anbaustatistik nach Müller-Thurgau und Riesling mit allerdings nur 5% an dritter Stelle steht. Am stärksten vertreten ist er in Rheinhessen. In Franken nimmt der Silvaner nach dem Müller-Thurgau den zweiten Platz ein. Die Rebe prägt hier deutlich den »Gebietstyp« der Weine. In Baden hat der Silvaner-Anbau vorwiegend am Kaiserstuhl Bedeutung. Allerdings hat sich die Silvaner-Anbaufläche in der Bundesrepublik innerhalb der letzten 35 Jahre halbiert. Der Silvaner wurde für verschiedene Neuzüchtungen verwendet wie Morio-Muskat (Silvaner x Weißer Burgunder), Nobling (Silvaner x Gutedel) und Freisamer (Silvaner x Ruländer). In den außereuropäischen Weinbaugebieten besitzt die Rebe keine nennenswerte Bedeutung für den Weinanbau.

Erträge: Ihre qualitativ besten Erträge ergibt die relativ früh reifende, fruchtbare Sorte in warmen, tiefgründigen Böden von möglichst nach Süden ausgerichteten windgeschützten Weinbergen. Allgemein wird der Silvaner als »anspruchslose« Rebe in der Fachliteratur aufgeführt. Mit höheren Mostgewichten (ab 80 Grad Öchsle) ergibt er bemerkenswerte Weine, die deutlich über dem Niveau der ansonsten dem Silvaner zugeschriebenen Schoppenweinqualität liegen. Aus diesem Grunde werden Mostgewichte im Prädikatsweinbereich angestrebt.

Wein: Die Rebe seht für eine qualitativ breite Skala von Weinen, die vom einfachen Landwein bis zur Trockenbeerenauslese reichen. Immer mehr dominieren inzwischen jedoch nicht mehr leichte, milde Schoppenweine, sondern ausdrucksvolle Kreszenzen, die sich durch eine feine, elegante Art auszeichnen mit dezenter Aromatik (frisches Heu, Kräuter, Stachelbeere). Da der Silvaner besonders deutlich die Einflüsse des jeweiligen Terroirs spiegelt, ergibt sich eine Brandbreite, die sich allein in ihrer Farbe zeigt, die von hellem Gelbgrün bis zu Goldgelb reichen kann. Ebenso kann der Geruch duftig und bukettbetont sowie nachhaltig stoffig sein. Entsprechend große Unterschiede zeigen sich auch im Geschmack, der von säurearm über mild bis kräftig, körperreich und füllig reichen kann. Mit dem Trend zu höherem Säuregehalt und stärkerem Verzicht auf Restzucker wird der klassische Typ des trockenen, charaktervollen Silvaners gepflegt. Dies trifft insbesondere für Weine von Muschelkalk- und Keuperböden zu, die erdhaft, kernig und betont fruchtig schmecken. Auf Sandstein- und Löß-Lehm-Böden gedeihen saftige, vollmundige und sehr harmonische Silvanerweine. Sofern ihre Säure nicht wesentlich geringer als 7 g/l ist und sie über einen Alkoholgehalt von mindestens 12 Grad verfügen, eignen sie sich auch zur Lagerung von - je nach Jahrgang - 5 bis 10 Jahren.

Sémillon

Synonyme: Sémillon blanc, Gros Sémillon, in älteren Ampelographien auch noch Columbar (korrekt: Colombard), Chevrier, Malaga. In Australien: Hunter (River) Riesling; in Südafrika: White Greengrape (= falsches Synonym, da nur Ähnlichkeit, aber keine Identität mit Sémillon besteht).

Herkunft: Südwestfrankreich. Genaue Zeitbestimmungen mit ersten urkundlichen Erwähnungen sind nicht bekannt.

Verbreitung: Schwerpunkte im Sauternais und im Graves (Bordeaux-Region), darüber hinaus in zahlreichen anderen südfranzösischen Weinbaugebieten. Außerhalb Frankreichs in verschiedenen Mittelmeerländern, in südosteuropäischen Weinbauländern, in der Türkei, in Nordafrika, Nordamerika, Südamerika, Südafrika und Australien. Mit einer Rebfläche von über 2 500 Hektar hat die Semillon in Australien ihre größte Verbreitung außerhalb Frankreichs (über 40 000 Hektar). Hier werden auch die bemerkenswertesten außereuropäischen - trockenen - Weißweine aus dieser Rebsorte gewonnen.

Ertrag: Die Rebe stellt an den Boden keine hohen Ansprüche, sie benötigt jedoch zur vollen Ausreifung warme Klimabedingungen. Allerdings sollte sie nicht in Gebieten mit zu trockenem Klima gepflanzt werden.

Weine: Aus den mittelgroßen, dichtbeerigen Trauben, deren runde, grünlichgelbe Beeren nach Erreichung der Vollreife einen typischen rosafarbenen bis rötlichen Schimmer annehmen und die einen feinen Muskatduft besitzen, wird in den meisten Jahren ein zuckerreicher Most mit mittleren Säurewerten gepresst. Obgleich die Beeren über eine verhältnismäßig feste Haut verfügen, werden sie doch leicht von der Beerenbotrytis befallen, die dank der besonderen klimatischen Verhältnisse in den Weinbauregionen meist als Botrytis cinerea (Edelfäulepilz) auftritt. Während dieser Grauschimmelpilz bei unreifen Beeren bekanntlich zur Rauh- oder Sauerfäule führt, übt er bei reifen Traubenbeeren mit hohem Zuckergehalt eine positive Wirkung aus. Er durchlöchert die Beerenhaut, so dass durch die Verdunstung der Wassergehalt in der Traube abnimmt und damit ihr Zuckergehalt durch Konzentration zunimmt. Außerdem verbraucht der Pilz Mineralstoffe, Stickstoffverbindungen, Zucker und Säuren. Während dieses Vorganges gehen Stoffwechselprodukte in die Beeren über, die in den daraus erzeugten Weinen das charakteristische Edelfäulearoma („Botrytiston„) bewirken. Dieser Vorgang tritt nur bei warmer und feuchter Witterung (meist bei Morgennebel) ein. Durch die besonderen kleinklimatischen Gegebenheiten ergibt sich nach Erreichen der Vollreife dieser Botrytisbefall häufig im Gebiet von Sauternes/Barsac, wo bei dem Semillon in aller Regel Mostgewichte von zum Teil weit über 120° Oechsle erreicht werden. Aus diesem Grund wird mit der Lese so lange gewartet, bis die Edelfäule (Pourriture noble) eingetreten ist (Ende Oktober, in außergewöhnlichen Jahrgängen auch schon ab September; Lesedauer meist bis in den Dezember, vielfach in gestaffelter Lese als Auslese). Die hochgradigen, sehr süßen Semillon-Moste werden mit Sauvignon verschnitten, dessen Anteil je nach Château bis zu etwa 35 Prozent betragen kann. In den meisten Fällen beschränkt man sich bei der Erzeugung guter edel-süßer Weine jedoch auf einen geringeren Anteil Sauvignon und einen noch wesentlich kleineren Anteil Muscadelle. Neben dem goldgelben, konzentriert süßen Vin liquoreux wird aus Semillon (meist ebenfalls im Verschnitt mit Sauvignon) in zunehmendem Maße ein oft kräftiger, trockener Weißwein erzeugt. Je nach Jahrgang, Lage und Ausbauverfahren, das für hochwertige Dessertweine aus Semillon sehr langwierig und aufwendig ist, kann man in der Gruppe der Süßweine aus dieser Sorte oft erhebliche Qualitätsunterschiede feststellen. Daraus lassen sich schließlich auch Rückschlüsse auf die Haltbarkeit der Weine, die nicht allein durch ihren relativ hohen Alkoholgehalt gewährleistet ist, ziehen.

Traminer - Gewürztraminer

Synonyme: International ist in der Ampelographie heute die Bezeichnung (Roter) Traminer mit zum Teil geringfügigen sprachlichen Abwandlungen üblich wie Traminac in Jugoslawien oder Tramini in Ungarn. In Rumänien wird die Sorte Rusa genannt. Früher gab es in Deutschland und in Frankreich (Elsaß) eine größere Zahl von gleichbedeutenden Bezeichnungen, von denen sich jedoch nur der Clevner in Baden erhalten hat. Synonyme wie Savagnin rose (Frankreich), Dreimänner, Christkindtraube, Rotclevner oder Edeltraube sind aus dem Sprachgebrauch praktisch verschwunden. Es gibt allerdings eine Vielzahl von Spielarten (Varietäten), die sich aufgrund erblicher Entwicklungen durch unterschiedliche Beeren- oder Blattform zeigen. Diese fallen vor allem durch verschiedenartige Beerenfarben auf, so dass es neben dem Roten Traminer auch Weißen Traminer, Gelben Traminer und Blauen Traminer gibt. Die bekannteste Varietät ist der Gewürztraminer oder Gewürzte Traminer.

Herkunft: Es handelt sich um eine der ältesten uns bekannten Sorten, die möglicherweise mit der von Plinius d. Ä. um 60 n. Ch. beschriebenen nomentanischen Rebe identisch ist. Um das Jahr 1000 wurde die Rebe bereits urkundlich erwähnt, aus der »in Tramin ein guter weißer Wein erzeugt wird aus rötlichen, kleinbeerigen Trauben«. Ob die Sorte, wie die Namensgleichheit vermuten lässt, tatsächlich aus dem Südtiroler Weinbauort stammt, ist nicht mit Sicherheit zu belegen. Es kann jedoch angenommen werden, dass ihre eigentliche Heimat Südtirol ist.

Verbreitung: Von Südtirol/Oberitalien ausgehend, gelangte die Sorte (durch die Römer?) über die Schweiz an den Rhein, wo sie insbesondere im Elsass, in Baden und in der Pfalz bereits im Mittelalter - im gemischten Satz - große Verbreitung erlangte. Im 16. und 17. Jahrhundert war ihr Anbau stark rückläufig. Durch Rebenselektion und Züchtung besonders geeigneter Klone konnte die Ertragssicherheit und damit die Wirtschaftlichkeit dieser Sorte wesentlich gesteigert werden. Der Anbau erstreckt sich heute auf Südtirol, Deutschland, Frankreich (Elsass, Burgund), die Schweiz (Freiburg, Graubünden, Schwyz und das Zürcher Weinbaugebiet sowie das Oberwallis, wo sie im höchstgelegenen Weinbauort des Landes, Visperterminen, als Heida bezeichnet wird, ebenfalls verwandt mit dem Weißen Savagnin), Österreich (Burgenland, Niederösterreich und Steiermark), Nordslowenien, Ungarn, Rumänien (Siebenbürgen), Bulgarien und die Sowjetunion. Außerdem ist er in fast allen wichtigen außereuropäischen Weinbauländern vertreten, wo er vor allem in Kalifornien, aber auch in Südafrika und in Neuseeland bemerkenswerte Weine erbringt.

Erträge: Da die Sorte zu starker Verrieselung neigt, benötigt sie sehr gute Lagen mit hohen Wärmegraden und größtmöglichem Windschutz. Die qualitativ besten Ergebnisse werden auf tiefgründigen, kräftigen, leicht erwärmbaren und nicht zu trockenen Böden erzielt. Die Erträge sind mit 50 Hektoliter pro Hektar relativ gering. Die Mostgewichte bewegen sich in der Regel zwischen 80 und 100° Öchsle, die Säurewerte liegen um 7 bis 8 %.

Weine: Die Weine aus Traminer und Gewürztraminer werden zu den edelsten Weißweinen gezählt, die sich durch Fülle und Kraft des Aromas, Harmonie zwischen Zucker, Alkohol und Säure sowie Finesse des Buketts auszeichnen. Typisch ist ihr harmonischer, prägnanter, oft etwas an Wildrosen erinnernder Duft und das feine, anhaltende Aroma ihrer Weine. Je nach Sorte - ob Traminer oder Gewürztraminer - kann das Bukett unterschiedlich stark ausgeprägt sein. In der Regel verfügen die Weine über eine geringe Säure, bei höheren Säurewerten präsentieren sie sich feinrassig und charaktervoll. Allgemein handelt es sich um stoffige, füllige und kräftige Weine. Vor allem als Auslesen zeigen sie eine edle Art, die, gepaart mit feiner Süße, die Weine zu einem vollkommenen Geschmackserlebnis machen. Die Weine sind relativ gut haltbar (zehn bis zwanzig Jahre).

Kerner

Synonyme: -

Herkunft: Aus der Kreuzung Blauer Trollinger x Weißer Riesling. Gezüchtet von August Herold an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg/Württemberg. Sie erhielt den Sortenschutz 1969. Die Sorte ist nach Justinus Kerner benannt, der seit 1819 in Weinsberg als Oberamtsarzt lebte und als bedeutender Lyriker der schwäbischen Romantik gilt (u. A. Verfasser des »Wanderliedes«: »Wohlauf noch getrunken/den funkelnden Wein«, »Rebentränen und Rebenblüte« und »An das Weinglas eines verstorbenen Freundes« sowie der Abhandlung »Einige Worte über die Auswirkungen des Rieslings auf das Nervensystem«). Die in der Literatur zuweilen anzutreffende Behauptung, der Sortenname deute auf die Winterhärte des Kerners oder auf den aus der Sorte gewonnenen »kernigen« Wein hin, ist unmittelbar nicht zutreffend.

Verbreitung: Der Kerner ist eine der erfolgreichsten deutschen Rebneuzüchtung. In den 1990er Jahren betrug ihr Anteil an der deutschen Rebfläche über 7%, in den letzen Jahren ist sein Anbau rückläufig. Die Rebsorte ist in fast allen deutschen Weinbaugebieten verbreitet: führend sind jeweils die Pfalz und Rheinhessen mit jeweils knapp 880 Hektar.

Erträge: Aus den mittelspätreifenden Trauben werden mit 100 bis 120 Hektoliter pro Hektar mengenmäßig gute Erträge erzielt, deren Mostgewicht meist 10° bis 15° Öchsle über dem des Rieslings liegt. Diese hohen Mostgewichte sind nicht zuletzt auf das lange assimilierende Blattwerk zurückzuführen. Die Säure liegt zwischen 8 und 11%. Der Anbauwert der Sorte ist relativ hoch, da sie an den Boden keine großen Ansprüche stellt und gegenüber Rebkrankheiten - mit Ausnahme von Oidium - kaum anfällig ist. Die robuste und winterharte Sorte eignet sich speziell für den Anbau in den nördlicheren Weinbauregionen.

Weine: Aus der recht ungewöhnlichen Kreuzung einer Rotwein- mit einer Weißweinrebe werden Weine gewonnen, die über eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Riesling verfügen. Sie besitzen im Aroma einen leichten Muskatton. Im Geschmack sind die Weine frisch, stoffig, von deutlicher Fruchtnote geprägt, oftmals würzig, vielfach auch mit prononcierter Säure ausgestattet, so dass man sie als rassig bezeichnen kann. Manchen Weinen fehlt es am „Spiel“ zwischen Frucht und Säure sowie der Eleganz des Riesling. Durch ihr ausgeglichenes Geruchs- und Geschmacksbild haben sie rasch an Beliebtheit gewonnen. Diese Harmonie zeigt sich oft deutlich in Auslesen und Beerenauslesen, ohne dass diese freilich die Finesse vergleichbarer Rieslingauslesen erreichen.

Für die Erzeugung von geschmacklich trockenen bis halbtrockenen Weinen ist die Sorte recht gut geeignet, während bei Weinen mit höherem Restzuckergehalt der Sortencharakter zuweilen besonders betont wird. Ihre beste Trinkreife erreichen die Weine meist im zweiten bis vierten Jahr nach der Lese. Ausleseweine zeigen sich auch nach längerer Lagerzeit als geschmacklich interessante und reizvolle Tropfen, die dann nicht selten »Riesling-Format« erreichen. Als jüngere Konsumweine stehen sie in ihrem Qualitätsniveau vielfach über Müller-Thurgau-Weinen. In ausgesprochen trockenen Jahren erreicht der Kerner oft nicht seine qualitative Spitzenstellung, während er in Weinjahren mit weniger günstigem Klimaverlauf nicht selten überraschend gute Weine ergibt.

Weißer Burgunder – Pinot blanc

Bezeichnung: Im deutschsprachigen Namen der Sorte klingen die Herkunft der Sorte (Burgund) und ihre Beerenfarbe an. Bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts war die Bezeichnung Weißer Klevner geläufig. Verbreitet ist auch die Schreibweise Weißburgunder. In gleicher Weise besagt der französische Name Pinot blanc, dass die Sorte zur Pinot-Burgunder-Familie gehört.

Synonyme: Die alten Synonyme wie Weißer Klevner, Clävner oder Clevner (nicht zu verwechseln mit der gleichlautenden Bezeichnung für Traminer in der Ortenau und den Blauen Spätburgunder im Kanton Zürich) sind nicht mehr gebräuchlich. Allerdings hat sich im Elsass die Bezeichnung Clevner als Doppelname für den Weißen Burgunder noch erhalten. Fälschlicherweise wird für die französische Bezeichnung Pinot blanc als Synonym oft Pinot Chardonnay oder Chardonnay angegeben. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Spielart des Pinot blanc, die älter sein soll als der Pinot blanc. Unbestritten liefert in Frankreich der Chardonnay meist bessere Qualitäten als der Pinot blanc (Burgund, Champagne). Ebenfalls eng verwandt, aber nicht identisch ist der Pinot blanc mit den Sorten Auxerrois und Morillon blanc (vereinzelter An¬bau in der Steiermark). In Italien heißt die Sorte Pinot bianco oder auch Borgogna bianco.

Herkunft: Wahrscheinlich hat sich die Sorte durch Mutation (Veränderungen der Erbeigenschaften) aus dem Ruländer (Grauer Burgunder, Pinot gris) gebildet. Es besteht mit Ausnahme der Traubenfarbe eine vollkommene äußerliche Ähnlichkeit zwischen den beiden Sorten. In Frankreich soll sie bereits seit dem 14. Jahrhundert bekannt sein. In Deutschland erlangte sie erst ab Mitte des vorigen Jahrhunderts größere Bedeutung im Anbau.

Verbreitung: Die Sorte hat zwischenzeitlich eine weltweite Verbreitung gefunden, wobei freilich nicht immer deutlich zwischen den Spielarten Weißer Burgunder/Pinot blanc und Chardonnay unterschieden wird. In der Bundesrepublik hat sich ihre Rebfläche seit den 1980er Jahren permanent vergrößert. 2015 betrug sie fast 5 000 ha, das entspricht etwa 4,8% der deutschen Rebfläche. Die bedeutendsten deutschen Anbaugebiete für Weißburgunder sind Baden, Pfalz und Rheinhessen. Im Elsass bedeckt der Weißburgunder eine Rebfläche von etwa 2 000 Hektar. Ungefähr 80 Hektar Rebberge sind an der luxemburgischen Mosel mit Weißburgunder bestockt. Unbedeutend ist der Weißburgunder-Anbau in der Schweiz, wo er nur vereinzelt in einigen Kantonen anzutreffen ist. Hingegen spielt er im österreichischen Weinbau eine große Rolle. Ausgedehnte Rebflächen mit dieser Sorte gibt es ferner in Oberitalien (Südtirol, Friaul/Julisch-Venetien), vereinzelt auch in Mittel- und Süditalien sowie in Südosteuropa. Unter den außereuropäischen Weinbauländern sind es Südafrika, Chile und Argentinien, Australien und Neuseeland sowie Kalifornien, die sie in ihrem Sortenbestand führen, wobei die hier gelegentlich gepflegten Typenwein-Bezeichnungen wie „Chablis“ oder „White Burgundy„ nicht unbedingt mit Weißburgunder-Weinen identisch sein müssen. Beachtliche qualitative Erfolge hat Kalifornien hingegen mit seinen Chardonnay-Weinen erzielt.

Anbaubedingungen: Hohe Ansprüche an Boden (wasserhaltend, tiefgründig und nährstoffreich) und Lage (warm), da sie empfindlich ist gegenüber Winterkälte und Spätfrösten. Gegenüber Rebkrankheiten besteht keine Überempfindlichkeit.

Ertrag: Der mittelspätreifende Weißburgunder liefert je nach Klone einen Ertrag zwischen 80 bis 90 Hektoliter pro Hektar. Das Mostgewicht beläuft sich auf 80 bis 90° Oechsle, die Säure auf 10 bis 12%. Standorte, in denen Mostgewichte unter 80° Oechsle verzeichnet werden, sind für diese Sorte ungeeignet, da die Weine über eine bestimmte Fülle verfügen sollten.

Weine: Feiner, dezenter Duft, im Aroma zartfruchtige Noten mit Anklängen an Äpfel und gelegentlich auch Ananas. Zuweilen wirkt der Duft fast neutral, so dass sich die Weine als harmonische Begleiter vieler Speisen eignen. Junge Weine verfügen oft über eine pikante Säure, mit der sie sich von Grauburgunder-Weinen unterscheiden. Je nach Anbaugebiet und Jahrgang auch Weine mit Fülle und hohem Extraktreichtum.


Rebsorten für Rotweine


Cabernet Sauvignon
Cabernet Franc
Gamay
Grenache
Merlot
Nebbiolo
Pinot Noir/Spätburgunder
Sangiovese
Syrah/Shiraz
Vernatsch/Trollinger

Cabernet Sauvignon

Bezeichnung: Der historische Ursprung der Bezeichnung Cabernet kann exakt nicht bestimmt werden. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie in Bordeaux allgemein verwendet. Es wird angenommen, dass sich der Cabernet Franc von Carmenere ableitet, einer Rebsorte, die bereits im frühen 17. Jahrhundert namentlich bekannt war. Diese wandelte sich später in die Bezeichnung Carmenet, aus der dann möglicherweise Cabernet wurde. (Zu jener Zeit wurde der Cabernet Franc qualitativ höher bewertet als der Cabernet Sauvignon. Heute ist das Gegenteil der Fall.)

Synonyme: Die Sorte verfügt über eine Vielzahl von Doppelnamen, die heute jedoch kaum noch verbreitet sind: Petit Cabernet (im Gegensatz zu Gros Cabernet für Cabernet Franc), Carbonet, Petit Vidure, Bouchet-Sauvignon, Sauvignon nero, Marchoupet usw. In der heutigen weltweiten Verbreitung der Sorte hat sich ihr Name Cabernet Sauvignon international durchgesetzt.

Herkunft: Als Urheimat der Sorte darf Südwest-Frankreich (Bordeaux) angenommen werden, wo bereits seit römischen Zeiten Weinanbau betrieben wurde.

Verbreitung: Für die Rotweinerzeugung im Bordeauxweinbaugebiet stellt sie die qualitativ wichtigste Sorte dar. Ihre Verbreitung in anderen Weinbauländern Europas und in Übersee begann zögernd Ende des 18. Jahrhunderts und setzte dann im 19. Jahrhundert verstärkt ein. Nachdem man in den letzten Jahrzehnten den speziellen Wert dieser Sorte überall erkannt und die Voraussetzungen für ihr optimales Gedeihen herausgefunden hatte, wurde sie fast in allen weinbautreibenden Ländern der Welt (allerdings kaum in Deutschland) gepflanzt. Ihre Ausbreitung vollzog sich von Bordeaux ausgehend über Bergerac und Loire (Anjou, Saumur) nach Südost-Europa (Rumänien, Jugoslawien), Sowjetunion, Italien, Chile, Argentinien, Nordamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland.

Anbaubedingungen: Unter den noblen Rebsorten für Rotweine gehört der Cabernet Sauvignon zu den anspruchslosesten, was seinen Standort betrifft. Er kann praktisch in allen Weinbergsböden gepflanzt werden, sofern diese frostgeschützt sind. Klimatisch verlangt er warme und sonnige Standorte in entsprechend guten bis mittelguten Lagen. Gegenüber Oidium (Mehltau) ist die Sorte anfällig. Die Reife tritt meist in den ersten beiden Oktober-Wochen ein.

Ertrag: Je nach Anschnitt, Pflanzweite und Vegetationsverlauf schwanken die Erträge zwischen 35 bis 70 Hektoliter pro Hektar. Sie müssen allgemein als relativ niedrig angesehen werden. Bei spät einsetzender Lese können Mostgewichte von über 100° Oechsle erreicht werden. Die Säurewerte sind mittel bis gering, der Tanningehalt meist kräftig.

Weine: Überwiegend wird der Cabernet Sauvignon nicht reinsortig angebaut, sondern - vor allem im Bordeauxanbaugebiet - mit Cabernet Franc und anderen Sorten verschnitten. So bewegt sich zum Beispiel bei den klassifizierten Weingütern von St. Emilion der Verschnittanteil des Cabernet Sauvignon zwischen 5 und 40%. Im Medoc hingegen kann er bis zu 85% erreichen. Im Rebbesatz der Weinberge von Bordeaux wird bei Erneuerungen allgemein ein höherer Anteil von Cabernet Sauvignon angestrebt, der zu Lasten von Cabernet Franc geht. Entsprechend den unterschiedlichen Verschnittanteilen präsentiert sich der Cabernet-Wein aus Bordeaux geschmacklich differenziert von kräftiger Herbe und Rasse bis zur finessenreichen Fülle. Weine aus der Rebsorte Cabernet Sauvignon zeichnen sich durch ein typisches Sortenbukett aus, das in Kalifornien oder Australien wiederum andere Nuancen (Zimt, Eukalyptus) aufweist als in Bordeaux. Charakteristisch für die Weine ist ihre tiefrote Farbe, die in jungen Jahren von violetten Reflexen begleitet und nach längerer Lagerung mahagonifarben und rötlichbraun wird. Seine überragende Bedeutung verdankt der Rotwein aus Cabernet jedoch nicht nur seiner edlen, harmonischen und auserlesenen Qualität, sondern auch seiner besonderen Haltbarkeit. Dies trifft vor allem für die Rotweine aus Bordeaux zu, gilt in zunehmendem Maße jedoch auch für Cabernetweine aus den anderen Ländern, wobei hier noch nicht so umfassende Erfahrungen vorliegen wie für die Bordeauxweine. Sehr interessante Ergebnisse werden unter anderem in Australien mit Verschnitten zwischen Cabernet und Shiraz erzielt. In Chile und Argentinien zeichnen sich die Cabernet-Weine vor allem durch großes Geschmacksvolumen und -tiefe aus. Die in Kalifornien aus Cabernet Sauvignon erzeugten Rotweine gelten in bestimmten Fällen als ebenbürtig gegenüber den großen Bordeauxweinen, obgleich die kalifornischen Cabernets nicht immer über jene Distinktion verfügen, welche die Spitzen-Rotweine von Bordeaux auszeichnet.

Cabernet franc

Synonyme: Für den Sortennamen gab es früher in Frankreich eine Vielzahl von sinnverwandten Bezeichnungen, die heute fast völlig aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind, z. B.: Cabernet gris, Cabernet blanc, Carment, Gros Cabernet, Gamput, Grosse Vidure (Graves), Gros Bouchet (Saint-Emilion), Breton (Loire). Gelegentlich findet man auch noch die Schreibweise Cabernet Fran( c )k.

Herkunft: Es handelt sich vermutlich um eine sehr alte Sorte, die wie die mit ihr verwandte Cabernet Sauvignon ihren Ursprung in den südwestfranzösischen Weinbaugebieten hat. Da franc im Französischen unter anderem fränkisch bedeutet, könnte hieraus eine Herkunft aus Franken abgeleitet werden, was allerdings unzutreffend ist. Franc bedeutet im übrigen aber auch unverfälscht oder rein sowie ungepfropft (in der landwirtschaftlichen Nomenklatur) - Begriffe, die dem Charakter dieser Traube wohl in der Vergangenheit als Bestandteil der Sauvignon-Familie eher entsprechen. Eine erste namentliche Erwähnung der Sorte liegt aus dem Jahr 1631 vor, als Kardinal Richelieu seinen Intendanten, den Abt Breton nach Bordeaux entsandte, um von dort Cabernet-Trauben an die Loire zu bringen. Die Vermutung, dass die Sorte aus diesem Grund an der Loire auch Breton bezeichnet wird, ist eine Namensdeutung, der die Tatsache gegenübersteht, dass es sich hierbei auch um eine bretonische Sorte (in der Bretagne wachsend) handeln könnte.

Verbreitung: Hauptanbaugebiete in Frankreich sind die Weinbauregionen an der Gironde und an der Loire. In den meisten Bereichen des Bordelais steht sie eindeutig hinter der Cabernet Sauvignon in ihrer Verbreitung zurück. Bei den klassifizierten Gewächsen von Medoc, Graves und Pomerol nimmt sie beim Verschnitt in der Regel nur noch einen Anteil von 5 bis 10% ein. Des Weiteren hat sie in den südwestlichen Weinbauregionen von Bearn und Irouleguy eine gewisse Bedeutung. An der Loire spielt sie vor allem in den Bereichen Chinon, Bourgueil, Saint-Nicolas in der Touraine eine wichtige Rolle und im Anjou, wo sie die Basis für den Cabernet d'Anjou und den Rose d'Anjou bildet. Außerhalb Frankreichs trifft man sie insbesondere in jenen Regionen an, in denen auch der Cabernet Sauvignon angebaut wird, ohne jedoch an dessen Bedeutung heranzukommen. So findet man sie in Ober- und Mittelitalien, wo sie auf dem Etikett übrigens oft nicht namentlich vom Cabernet Sauvignon getrennt wird und allgemein unter der Bezeichnung Cabernet rangiert. In den südosteuropäischen Weinbauländern sowie in den führenden Rotweingebieten der außereuropäischen Weinbauländer in Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien besitzt sie ähnliche Bedeutung wie in den europäischen Weinbauregionen.

Ertrag: Aus den schwarzblauen Beeren der kleinen Traube, die mittelspät in der dritten Reifeperiode reifen, können im allgemeinen mengenmäßig gute Erträge (10 000 bis 12 000 kg pro Hektar) gewonnen werden, die qualitativ jedoch stärkeren Schwankungen unterliegen, da sie während der Blütezeit zum Durchrieseln neigen können. Die Ertragshöhe hängt entscheidend von der Nährstoffversorgung der Weinbergsböden ab.

Weine: Reinsortige Cabernet franc-Weine gibt es in Bordeaux kaum, da die Sorte traditionell mit Cabernet Sauvignon und Merlot verschnitten wird. Hingegen findet man sie an der Loire und in einigen anderen außerfranzösischen Weinbaugebieten reinsortig ausgebaut. In guten Jahren handelt es sich dabei um granatrote Weine mit einem sortenspezifischen Bukett. Obgleich man der Cabernet franc nachsagt, dass sie weniger kräftige, nicht so volle und nicht so farbkräftige Weine liefert wie die Cabernet Sauvignon, handelt es sich doch vielfach um ziemlich körperreiche und milde, im Tannin harmonische, freundliche Weine mit einem angenehmen Fruchtgeschmack. Zu welcher Klasse diese Weine heranreifen können, beweisen sowohl einige Spitzengewächse aus Saint-Emilion, die nur mit einem geringen Anteil von Merlot verschnitten werden, als auch einige interessante Cabernet franc-Rotweine aus Oberitalien. Noch mehr als beim Cabernet Sauvignon spielt dabei die individuelle Pflege wie auch der Standort der Sorte eine große Rolle.

Blauer Spätburgunder / Pinot noir

Bezeichnung: Der deutsche Name Blauer Spätburgunder weist auf seine Herkunft aus Burgund sowie auf seine langsame Reifezeit hin. Die dunkelblauen bis violettfarbigen Trauben werden relativ spät geerntet. Die außerhalb des deutschsprachigen Raumes verwendete Bezeichnung Pinot noir leitet sich von pin (französisch: Fichtenzapfen) ab, mit dessen Form die mittelgroße, kompakte und gedrungene Traube verglichen werden kann. Mit der Zusatzbezeichnung noir (französisch: schwarz) wird zur Unterscheidung gegenüber den anderen Pinot-Sorten (Pinot blanc = Weißer Burgunder; Pinot gris = Grauer Burgunder) die Rotweinsorte belegt.

Synonyme: Häufig verwendet wird die zusammenziehende Bezeichnung Blauburgunder, sehr vereinzelt noch Clevner in Württemberg und Klevner oder Schwarzklävner in der Ostschweiz. Ältere Bezeichnungen wie Süßrot, Süßling, Süßedel, Schwarzer Burgunder oder Klebrot werden heute nicht mehr benutzt. Auch die in Frankreich früher regional verbreiteten Bezeichnungen wie Noirien, Auvernat noir, Cortaillod, Bourguignon noir sind praktisch ausgestorben. In Italien heißt die Sorte Pinot nero, in Jugoslawien Burgundac, in der Tschechoslowakei Burgundské.

Herkunft: In Burgund ist die Sorte wahrscheinlich seit dem 4. Jahrhundert anzutreffen. Möglicherwiese stammt sie von einer im Rhônetal verbreiteten kleinbeerigen Rebe ab, die von Plinius d. Ä. (23 bis 70 n. Chr.) als allobrogische Rebe beschrieben wurde. Die Allobroger waren ein keltischer Volksstamm, der damals in dem mit dem heutigen Burgund in etwa identischen Gebiet lebte. An den Rhein soll die Rebe in der Regierungszeit Karls des Großen gelangt sein, am Bodensee soll sie durch Karl III. nach dessen Kaiserkrönung 881 eingeführt worden sein, so dass diese Sorte seit 1100 Jahren hier heimisch ist. Etwa 200 Jahre später brachten burgundische Zisterziensermönche die Rebe in den Steinberg bei Kloster Eberbach im Rheingau.

Verbreitung: Frankreich (Burgund, Champagne, Elsass, Loire), Deutschland (fast in allen Anbaugebieten), Schweiz (seit dem 16. Jh.,), Österreich (seit dem 14. Jh.), Oberitalien, Südosteuropa, Nordafrika, Südafrika, Nordamerika, Südamerika, Australien.

Anbaubedingungen: Bevorzugt werden warme, nahrhafte, kalkhaltige, tiefgründige Böden in warmen, nicht zu steilen Lagen.

Ertrag: 40 Hektar (Burgund) bis 100 Hektoliter/Hektar. Durchschnittliches Mostgewicht 80 bis 110° Öchsle, durchschnittliche Säure 7 bis 12 g/l.

Weine: Durchschnittlicher Alkoholgehalt 95 bis 120 g/l, Säure 5 bis 7 g/l. Die Weine zeichnen sich durch einen samtigen, vollen Geschmack aus, der je nach Jahrgang und Standort betont mild oder aber auch fruchtig-kernig sein kann. In der Regel verfügen sie über einen harmonischen, nicht zu starken Önotanningehalt, so dass sie eine feine Herbe und einen angenehmen, anhaltenden Nachgeschmack hinterlassen. Ihre Farbe tendiert je nach Alter und Herkunft des Weines vom hellen, leuchtenden Rubinrot (junge Weine, Württemberg) bis zum Braunrot (alte Burgunder, Côte d'Or). Typisch ist das feine, fruchtige Aroma, das im Duft an Bittermandeln und Brombeeren erinnert und unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Die Haltbarkeit der Weine ist gut, wenn sie auch nicht an die Lagerfähigkeit von Rotweinen aus den Cabernet-Sorten heranreicht. Die aus Spätburgunder erzeugten Roseweine und Weißherbst-Weine präsentieren sich hellrötlich bis dunkelrosefarben, der Weißherbst oftmals auch in der Farbe altgold mit pfirsichfarbenen Reflexen. Sie verfügen über einen pikanten, rassigen und herzhaften Fruchtgeschmack oder eine frische, harmonische und samtige Art. Aus der Sorte Spätburgunder werden im Wallis der Dôle (Pinot noir und Gamay), in Baden Badisch Rotgold (Spätburgunder und mindestens 51% Grauburgunder/Ruländer) gewonnen.

Cinsaut

Synonyme: Cinsault, Cinqsaut, Cinq-Saou, Bour-dales, Milhau, Milhaud du Pradel, Cu viller, Morterille, Gros Marocain, Picardan noir, Espagnen - in Frankreich regional verbreitete Doppelbezeichnungen. Die früher in Algerien verbreitete Bezeichnung Eillade ist kein Synonym, sondern der Name für eine eigenständige Sorte. Hermitage (Südafrika).

Herkunft: Es handelt sich um eine sehr alte Sorte. Olivier de Serres bezeichnete sie als Marroquin, so dass ihre Herkunft in Nordafrika vermutet werden kann. Magnol erwähnt sie in seinem „Botanicum Monspeliense“ als Marrouquin, während Gondel sie als Plan d'Arles aufführt.

Verbreitung: In Südfrankreich, vor allem im Rhônetal, in der Provence und im Languedoc. Vor der Reblausinvasion spielte die Cinsaut als Qualitätsrebsorte eine große Rolle. Im Zuge einer mehr qualitätsorientierten Weinerzeugung wurde sie zur Anpflanzung anstelle des Massenträgers Aramon noir empfohlen, obgleich auch die Cinsaut - sofern nicht ein konsequenter Rebschnitt erfolgt - eine ertragsstarke Sorte ist. Zu Beginn dieses Jahrhunderts scheint ihre Unverträglichkeit mit einigen amerikanischen Unterlagsreben (vor allem Riparia) nach der durch die Reblaus bedingten notwendigen Umstellung zunächst zu einer zurückhaltenden Beurteilung dieser Sorte geführt zu haben. Die Fachleute empfahlen daher nicht nur andere, besser geeignete Unterlagsreben, sondern auch eine Ertragsbegrenzung. Auf diese Weise erlangte die Sorte wieder eine gewisse Anerkennung und damit eine größere Verbreitung im Anbau. In Australien und in Südafrika werden aus Cinsaut auch reinsortig ausgebaute Weine gewonnen. Die Sorte gelangte etwa zur gleichen Zeit - in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts - in die südafrikanische Kapregion und in das australische Barossatal. Hier beschränkte sich ihre Verwendung ebenfalls auf Verschnittzwecke, speziell auch zur Herstellung von „Portweinen„. In Südafrika, wo sie anfänglich in Erinnerung an einen der berühmtesten Rhôneweine den Namen Hermitage (oder „Her-mitake“) trug (der jedoch heute kaum noch Cinsaut enthält), hat sie mit etwa zwölf Millionen Rebstöcken einen Anteil von 15 Prozent am gesamten Rotweinrebsortiment. 1925 wurde von Prof. Perold durch eine Kreuzung von Pinot noir und Cinsaut die Neuzüchtung Pinotage geschaffen.

Ertrag: Ihre besten qualitativen Ergebnisse zeigt die Sorte bei einer Ertragsbeschränkung von 50, maximal 80 Hektolitern pro Hektar.

Weine: Die in der deutschen Fachliteratur häufig auftauchende Behauptung, Cinsaut liefere „schwere„ Weine, trifft nur bedingt zu. Vielmehr zeichnen sich die Weine durch eine gewisse Geschmeidigkeit, gelegentlich sogar Eleganz aus. In der Farbe sind sie gut gedeckt, selten jedoch zum tiefen, dunklen Rot tendierend. Sie verfügen über ein angenehmes, betont fruchtiges Aroma. Je nach Standort und Pflege kann die Sorte zuweilen dünne, hellfarbige Weine oder aber auch vollmundige, körperreiche Weine liefern. Da sie früh reift und gegenüber Peronospora und Oidium eine relativ geringe Anfälligkeit zeigt sowie bei großzügigem Anschnitt entsprechend hohe Erträge liefert, wird sie vor allem bei der Fassweinerzeugung geschätzt.

Gamay

Synonyme: Gamay Beaujolais, Gamay Noir, Petit Gamay sind die am häufigsten anzutreffenden Doppelbezeichnungen.

Herkunft: Der Ursprung der Gamay liegt vermutlich im südlichen Burgund, wo die Sorte auch heute noch ihre stärkste Verbreitung hat. Erstmalig erwähnt wird die Rebe als „Gaamez“ in einem Erlass des burgundischen Herzogs Philipp des Kühnen („le Prince des bons vins„) vom 31. Juli 1395, mit dem er das Ausreißen dieser Reben anordnet, da ihr Wein dem guten Ruf burgundischer Gewächse abträglich sei. 1567 erließ Philippe III., König von Spanien und Herzog von Burgund, in Burgund und der Franche-Comte ein Pflanzungsverbot für „Gaamez, Melons und Reben ähnlicher Art.“

Verbreitung: In Frankreich wichtigstes Anbaugebiet für Gamay ist das Beaujolais, wo sie als Gamay noir à jus blanc bezeichnet wird. Sie bildet die ausschließliche Grundlage für die Rotweinerzeugung des Beaujolais. In den übrigen Bereichen Burgunds dürfen die aus ihr gekelterten Qualitätsweine lediglich als Bourgogne Grand Ordinaire A.C. oder - wenn sie mit einem Drittel Pinot Noir verschnitten sind - als Bourgogne Passe-tous-grains A.C. bezeichnet werden. Nach Italien gelangte sie 1825 und fand dort eine gewisse Verbreitung in Ober- und Mittelitalien. In der Schweiz wird sie reinsortig nur selten ausgebaut. Verbreitet trifft man sie im Mischsatz mit Pinot Noir an (Genf, Wallis „Dôle„ bzw. „Goron“, Waadt „Salvagnin„). Unbedeutend ist schließlich der Anbau in einigen südosteuropäischen Weinbauländern sowie in den Weinbauländern außerhalb Europas. In Kalifornien wird kurioserweise zwischen „Gamay Beaujolais“, einer Abart der Pinot Noir, und „Napa Gamay„ unterschieden, die mit der echten Gamay des Beaujolais identisch ist.

Ertrag: Ihre hohe Produktivität führte bereits im Mittelalter zu einer starken Verbreitung. Die qualitative Ausbeute war demgegenüber jedoch nicht immer zufriedenstellend, so dass es zu den zuvor genannten Einschränkungen in der Auspflanzung kam. Für den Beaujolais A.C. ist der Höchstertrag auf 50 Hektoliter pro Hektar festgelegt, die Sorte vermag jedoch diese Grenze bei entsprechendem Anschnitt weitaus zu übertreffen. An den Weinbergsboden stellt sie keine hohen Ansprüche. Gute Ergebnisse bringt sie auf Granitböden und anderen Gesteins- sowie Sand- und Kiesböden. Für schwere und kalkhaltige Böden ist sie ungeeignet.

Weine: In mittleren bis guten Lagen erbringt sie auf geeigneten Unterlagsreben fruchtige, frische, mundige und angenehme Weine, die nicht so körperreich, voll und samtig sind wie Spätburgunderweine. Im Durchschnitt erreichen sie ein Mostgewicht von 85 bis 95° Oechsle; die Säure beträgt im Mittel 6 bis 7%.

Grenache

Synonyme: Die ampelographisch korrekte Bezeichnung lautet in Frankreich Grenache noir, in Spanien Garnacha mit den Synonymen Garnacha tinta oder Garnacha tintorera. Falsche Synonyme sind Garnacha d'Alicante, Alicante oder Alicantina, denn hierbei handelt es sich um eine eigenständige Rebsorte. Für die Rotweinsorte hat sich international die Bezeichnung Grenache durchgesetzt. Spielarten sind die Weißweinreben Grenache blanc sowie Grenache gris.

Herkunft: Es handelt sich um eine alte Rebsorte, die bereits im Mittelalter in Spanien angebaut wurde. Viele Hinweise bezeugen, dass sich die Urheimat dieser Sorte südlich der Pyrenäen befindet. Schon recht früh verbreitete sie sich auch nördlich dieses Gebirgszuges.

Verbreitung: Die Hauptanbaugebiete liegen in Spanien, wo die gesamte Rebfläche zu etwa 15° mit Garnacha bepflanzt ist. Damit liegt diese Sorte in der Verbreitung unter allen spanischen Rebsorten nach der Arien an zweiter Stelle. In Frankreich ist sie am stärksten verbreitet im Midi. Sie wird mit Carignan, Cinsault, Syrah und Mourvedre verschnitten. Für die Weißweinerzeugung wird die Grenache blanc mit anderen weißen Sorten, vor allem Bourboulenc (Malvoisie), Maccabeo, Clairette, Muscat und Picpoul vermischt. Weitere wichtige Anbaugebiete befinden sich im Rhônetal, Auch hier wird die Sorte nicht unverschnitten ausgebaut, obwohl sie in einigen Weinen (z. B. Châteauneuf-du-Pape bis zu 80%) dominant vertreten ist.

Ihre internationale Verbreitung verdankt die Sorte zunächst den spanischen Eroberern, durch welche die Grenache nach Südamerika gelangte. Im 19. Jahrhundert sorgten französische und spanische Auswanderer dafür, dass die Grenache nicht nur in Argentinien, Chile und Mexiko, sondern auch in den nordafrikanischen Weinbaugebieten sowie in Israel, aber auch in Nordamerika, Südamerika und vereinzelt in den Weinbaugebieten Australiens und Neuseelands anzutreffen ist. Ihr Anbau ist in diesen Ländern jedoch relativ unbedeutend; anfänglich wurde sie vor allem für die Erzeugung von Dessertweinen („Port“) verwendet, später stellte sich dann ihre Eignung für die Gewinnung von Roséweinen heraus. In den nordafrikanischen Weinbauregionen wird sie nach französischem Vorbild für die Rotweinherstellung mit den gleichen Rebsorten wie im Midi verschnitten. Nach Südafrika wurde die Grenache um 1910 gebracht.

Ertrag: Je nach Standort werden aus den kompakten, großen Trauben der kräftig wachsenden Sorte unterschiedliche Erträge geerntet, die von 50 Hektoliter pro Hektar (in spanischen Weinbauregionen) bis zu 130 Hektoliter pro Hektar (Tafelweine in Südfrankreich) reichen.

Weine: Die Rotweine sind farbkräftig, von nicht stark ausgeprägtem Geruch, im Körper füllig, alkoholreich, säurearm, mächtig und oftmals auch plump. Um ihren Mangel an Säure auszugleichen, werden die Trauben möglichst früh gelesen. Da der Wein geschmacklich ziemlich breit ist, bedarf er der Ergänzung durch andere Sorten, von denen sich vor allem die Syrah als geeignet erwiesen hat. In einem ausgewogenen Verschnittverhältnis ergibt die Grenache einen kraftvollen bis mundigen Wein. In Kalifornien wird die Sorte dank des hohen Mostgewichtes zur Herstellung von Dessertweinen und aufgrund ihres hellen Saftes auch zur Erzeugung von roséfarbenen Tischweinen (Pink Table Wine) geschätzt, die sich durch einen fruchtigen Charakter und leichte Süße auszeichnen. Eine zunehmende Bedeutung konnte die Sorte in den letzten Jahrzehnten nicht mehr erlangen, da sie weltweit durch andere Rot- und Weißweinsorten mit wesentlich besseren Voraussetzungen für die Erzeugung feiner und eleganter Weine verdrängt wurde.

Merlot

Bezeichnung: Die korrekte ampelographische Bezeichnung lautet Merlot noir. Dieser Name wurde in Frankreich erstmals um 1780 verwendet. Über seinen Ursprung gibt es eine Reihe von Erklärungen, wobei die Ableitung von dem Wort merle (Amsel/Schwarzdrossel) über merleau bzw. merlot (junge, kleine Amsel) am häufigsten genannt wird. Sie ist auf die Vorliebe dieser Vögel für die süßen Trauben dieser Sorte zurückzuführen. Die Spielart Merlot blanc wurde 1891 in Bordeaux selektioniert.

Synonyme: Merlau, Merlan, Merlo. Diese gleichlautenden Bezeichnungen sind fast völlig aus dem Sprachgebrauch verschwunden. International wird die Sorte beinahe ausschließlich als Merlot tituliert.

Herkunft: Ihr genauer Ursprung ist nicht bekannt. Systematisch angebaut und registriert wurde sie erstmals in Frankreich, verbreitet in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts im Südwesten.

Verbreitung: In Frankreich und in den Anbaugebieten von Bordeaux und im Midi; seit Ende des vorigen Jahrhunderts in Italien, vor allem in Norditalien, seit 1907 im Tessin, in den folgenden Jahren weitere Verbreitung in Ungarn und in den Balkanländern sowie in der UdSSR; in Südamerika (Chile, Argentinien); Südafrika, wo sie seit 1926 zu den empfohlenen Rebsorten zählt; in Nordamerika (vor allem Kalifornien) sowie in Australien und Neuseeland.

Anbaubedingungen: Die Sorte erfordert mittelgute Lagen als Standorte mit leichten, gut erwärmbaren und trockenen Böden. Ihre unterschiedliche Zusammensetzung, zum Teil mit höherem Kalkanteil, ergibt bei Merlot-Weinen zum Teil ausgeprägte Geschmacksunterschiede. Gegenüber dem Mehltau (Oidium) zeigt die Sorte eine beträchtliche Widerstandsfähigkeit, während diese gegenüber Peronospora und Traubenfäule geringer ist.

Ertrag: Die Ende September bis Anfang Oktober reifenden mittelgroßen bis kleinen Trauben mit ihren schwarzblauen Beeren liefern einen Ertrag zwischen 60 bis 100 Hektoliter/Hektar. Damit gehört die Merlotrebe zu den ertragreichen Sorten unter den Rotweinreben. Da sie jedoch sehr frostempfindlich ist, können die Erträge in ungünstigen Jahren wesentlich geringer ausfallen. Die hohe Fäulnisanfälligkeit bedingt außerdem eine zügige Ernte, so dass sich auch hier in manchen Jahren Witterungseinflüsse auf den Ertrag nachteilig auswirken können.

Weine: Die aromatisch schmeckenden Beeren ergeben einen relativ milden, harmonischen Wein von mittlerem bis starkem Körper. Säuren und Tannin sind in der Regel nicht so stark ausgeprägt wie bei den Cabernet-Sorten, dafür verfügt der Wein über einen ausgewogenen Alkoholgehalt sowie eine angenehme Frucht, so dass die Merlot-Rebe in Bordeaux bevorzugt als Ergänzung zu den Cabernet-Sorten angebaut wird, weil dort die Geschmeidigkeit ihrer Weine besonders geschätzt wird. Vor allem in den Weinen von St.-Emilion erreicht sie einen Anteil von 50-70%. Auch im Gebiet von Pomerol erlangt Merlot in den Weinen einen Anteil bis zu 65%, mit einigen Ausnahmen (z. B. Château Petrus 95%, Château Le Pin 100%). In den Gebieten von Médoc und Graves schwankt der Merlot-Anteil an den dortigen Weinen zwischen 10 und 35%. Reinsortige Merlot-Weine sind daher in Bordeaux eine Seltenheit. Wesentlich häufiger werden sie in fast allen anderen Weinbaugebieten ausge¬baut, so dass interessanterweise typische Merlot-Weine eher außerhalb Frankreichs anzutreffen sind. Hier wiederum sind Art und Charakter dieser Weine stark abhängig von Klima- und Bodenvoraussetzungen, aber auch von der Reberziehung, der Weinbergspflege und der Kellertechnik, so dass sich zum Beispiel ein echter Tessiner Merlot-Wein völlig anders präsentiert als ein Wein aus der gleichen Sorte, der in der Nähe von Washington oder im italienischen Friaul gewachsen ist. In den meisten Fällen wird man den Merlot-Weinen eine bestimmte Vollmundigkeit und einen runden bis süffigen Geschmack attestieren können. Ihre Haltbarkeit ist individuell sehr verschieden und erreicht nur in seltenen Fällen mehr als 10 Jahre.

Nebbiolo

Synonyme: Spanna oder Spana (ital. Provinz Vercelli und Novara), Chiavennasca (ital. Provinz Sondrio), Pugnet, Picotener oder Picultener (bei Carema). Außerdem zahlreiche Varietäten wie Micot (heute Michet), Lampia (vor allem im Anbaugebiet von Barolo) und Rose sowie Bolla und San Luigi, die jedoch praktisch bedeutungslos sind. Die Schreibweise Nebbiolo (mit zwei b) wurde in Italien 1962 amtlich festgelegt. Nebbiolo Bianco ist ein Synonym für die Rebsorte Arneis.

Herkunft: Durch Mutationen in verschiedenen Anbaubereichen Ober- und Mittelitaliens. Erste Erwähnungen im 14. Jahrhundert, wird u. A. in den Schriften von Pier de' Crescenzi als »Nubiolo« bezeichnet und in einer Urkunde in La Morra Anfang des 16. Jahrhunderts aufgeführt.

Verbreitung: Aufgrund der besonderen Eignung für die klimatischen Gegebenheiten in den Anbauzonen am südlichen Alpenrand konzentrierte sich ihr Anbau im Wesentlichen auf Piemont und das Veltlintal.

Erträge: Es handelt sich um eine starkwüchsige Rebsorte, die Ansprüche an die Lagehöhe stellt und am besten auf kalkhaltigen, mergeligen und sandigen, aber auch steinigen Böden von Weinbergen in Hanglagen in einer Höhe von 300 bis 400 m ü.d. M. gedeiht. Austrieb und Blütezeit sind relativ früh (Mitte April bzw. Mitte Juni), die Reife hingegen ziemlich spät (ab. 15. Okto¬ber). Aus dieser Tatsache leitet sich wahrscheinlich auch die Sortenbezeichnung Nebbiolo ab, die auf das ital. Wort für Nebel (Nebbione = dichter Nebel) zurückzuführen ist. Die Trauben sind gegenüber Botrytis widerstandsfähig, gegenüber Mehltau (Oidium) jedoch anfällig. Die Erträge liegen zwischen 50 bis 60 Hektoliter pro Hektar. Jahrgangsbedingt unterliegen sie oft starken Schwankungen (zwischen 118 000 hl bis zu 180 000 hl DOC-Weine aus Nebbiolo-Trauben).

Weine: Die Rebsorte liefert einige der berühmtesten Rotweine Italiens, die sich durch ihren charakteristischen Duft, ihre tanninbetonte, körperreiche Art sowie ihre gute Haltbarkeit auszeichnen. Es sind überwiegend farbintensive Weine, deren Farbnuancierungen durch die jeweiligen Herstellungsprozesse sowie Art und Länge der Reifelagerung geprägt werden. Anfänglich zeigen sie eine lebhafte Farbe mit rubinroten Tönungen und orangefarbenen Reflexen. Sie geht allmählich in Granatrot über und kann mit zunehmender Reife immer mehr zu Dunkelrot bis Schwarzrot tendieren. Der orangefarbene Saum bleibt dabei vielfach noch erhalten. Markant ist neben der dunklen Farbe die Zusammensetzung des Geruchs, bei dem Duftanklänge an Rosen und Veilchen, aber auch Geruch von Teer wahrzunehmen sind. Mit zunehmendem Alter wird der Geruch meist immer ätherischer. Dies trifft vor allem für den Barolo zu. Geschmacklich dominieren in den meisten Nebbiolo-Weinen Körper und Tannin, das sich relativ langsam abbaut. Auch in der Säure sind die Weine recht ausgeprägt. Dementsprechend präsentieren sich die Weine im jugendlichen Stadium geschmacklich oftmals stark adstringierend. Ihre Strenge verlieren sie jedoch nach einigen Jahren der Lagerung. Dieses Standardgeschmacksbild wird deutlich durch die jeweiligen Erzeugungsmethoden und die dafür verwendeten Spielarten der Rebsorte bestimmt. Um die daraus resultierenden Unterschiede auszugleichen, werden die verschiedenen Varietäten meist verschnitten. Zur Minderung der dominierenden Herbe der meisten klassischen Nebbioloweine sind für sie in den Bestimmungen für DOC- bzw. DOCG-Weine Mindestlagerzeiten von einem bis vier Jahren vorgeschrieben. Bei der Maischebehandlung und der Lagerung haben sich einige Erzeuger inzwischen auf schneller reifende und früher trinkbare Weine umgestellt, die nicht mehr so stark von der typischen Härte junger Nebbiolo-Weine gekennzeichnet sind. Mittlerweile gibt es auch nach dem Vorbild des französischen Nouveau-Weines aus Nebbiolo Jungweine mit der Bezeichnung »Vino novello«. Gleichwohl zählt ein großer Nebbiolo zu den haltbarsten Rotweinen.

Syrah/Shiraz

Synonyme: Sirah, Serene, Serenne, Serine, Sirac, Biaune, Hignin Noir, Schiras, Marsanne Noire (?), Petite Sirah. Letztere in Kalifornien gepflanzte Rebsorte ist wahrscheinlich nicht mit der Syrah, sondern mit der Duriff identisch, die ebenfalls aus Frankreich stammt. In Australien wird die Shiraz auch als (Red) Hermitage bezeichnet.

Herkunft: Sie gehört zu den ältesten heute noch verbreiteten Sorten, deren genaue Herkunft von geheimnisvollen Legenden umgeben ist. Im allgemeinen werden zwei Versionen genannt: Sie stammt aus dem Iran, da ihre Bezeichnung namensgleich ist mit der alten persischen Stadt Syrah. Von Teilnehmern der Kreuzzüge soll sie im 13. Jahrhundert nach Hermitage (70 Kilometer südlich von Lyon) gebracht worden sein. Andererseits heißt es in der Fachliteratur, dass sie durch römische Legionäre aus dem Nahen Osten über Syrakus in das Rhônetal eingeführt worden ist. In der Tat wird sie von den Agrar-Schriftstellern des Altertums bereits beschrieben, und auch Marco Polo erwähnte sie in einem Reisebericht aus dem Fernen Osten.

Verbreitung: Durch das Gesetz des Propheten Mohammed, weder Alkohol zu erzeugen noch zu trinken, kam der Anbau dieser Rebsorte für lange Zeit im mittleren Osten zum Erliegen. Gleichzeitig setzte wohl im französischen Rhônetal eine gewisse Verbreitung ein. Nach Angaben des Historikers Charles Bellet soll es zwar schon im 4. Jahrhundert v. Chr. in der Gegend um Tarn an der Rhône Reben gegeben haben, ihre Sorten sind jedoch völlig unbekannt. Ob auch der Hermitage-Wein, der zur Zeit Heinrich IV. am Königshof - zumindest teilweise - getrunken wurde, aus der Syrah stammte, lässt sich heute ebenfalls nicht mehr feststellen. Man darf indes vermuten, dass die Rotweine von Hermitage, die zur Zeit Ludwig XIII. und Ludwig XIV. zu hohem Ansehen gelangten und unter anderem von Alexandre Dumas, Victor Hugo und den russischen Zaren getrunken wurden, aus der Syrah stammten, die auch heute noch den größten Teil des Hermitage-Wein bestreitet. Im nördlichen Abschnitt der Côtes du Rhône wird sie für die A.O.C.-Weine Côte Rôtie und St.-Joseph, im südlichen Teil für Châteauneuf-du-Pape und Gigondas in größerem Umfang verwendet. In Frankreich wird die Rebe außerdem in einzelnen Bereichen des Languedoc-Roussillon sowie im Südwesten angebaut. Über diese Anbaugebiete hinaus konnte sie sich in Europa kaum durchsetzen. Hingegen hat sie eine größere Verbreitung in den Weinbauländern Nord- und Süd¬amerikas, Südafrikas und vor allem Australiens gefunden. In Frankreich bedeckt sie eine Rebfläche von etwa 6 000 Hektar. In Südafrika wird sie auf etwa 750 Hektar angepflanzt.

Ertrag: In klimatisch warmen Anbauzonen ergibt die kräftigwüchsige Sorte quantitativ zufriedenstellende Erträge von sehr unterschiedlichen Qualitäten, die deutlich vom jeweiligen Standort hinsichtlich Bodenart und (klein) klimatischen Einflüssen abhängen. Hervorragende Eigenschaften entwickelt sie auf den steilen, nach Süden ausgerichteten Granitböden der Hermitage-Lage.

Weine: Sehr dunkle Farbe und ausdrucksvoller, sortentypischen Duft. Sie sind sehr voll, von großer Geschmackstiefe und leicht bitterem Gerbstoffgehalt. Auch bei Weinen, bei denen die Syrah als geringerer Verschnittanteil verwendet wird (z. B. Châteauneuf-du-Pape) trägt ihre Farbintensität und ihr fruchtig betonter Körperreichtum zur Fülle des Weines jeweils entscheidend bei. In Australien wie auch in Südafrika sind ebenfalls verschiedene Stile bei den Shiraz-Weinen je nach Anbauregion festzustellen. Sie differieren zwischen mittlerem Körper mit guter Säure und leichtem Tannin bis zu wuchtigen, fetten und schweren Weinen. In Australien werden diese Weine daher gerne auch zu Verschnittzwecken mit Cabernet verwendet.

Trollinger - Vernatsch

Synonyme: Schiava Grossa (Italien), Groß-Vematsch, Edel-Vematsch, Meraner Kurtraube (Südtirol), Großer Burgunder (Österreich), Gros bleu (Belgien), Black Hamburg (England, Benelux), Raisin bleu de Frankental, Frankental noir (Frankreich), Fleischtraube, Bocksauge, Bockstraube, Troller, Hammelshoden, Zottelwäscher, Pommerer, Bammerer, Schwarzer Frankentaler, Schwarzwälscher (alte deutsche, heute nicht mehr gebräuchliche Synonyme).

Herkunft: Die Rebe ist unter der Bezeichnung Schiava in Italien seit dem 13. Jahrhundert bekannt (Spielarten: Schiava Grossa, Schiava Gentile, Schiava Grigia). Verbreiteter Anbau im Trentin und in Südtirol. Von hier aus gelangte die Rebsorte Mitte des 17. Jahrhunderts nach Württemberg. Ihre heutige Bezeichnung Trollinger deutet auf die Herkunft Südtirol.

Verbreitung: Als Keltertraube früher in weiten Teilen Norditaliens sowie auch in Süddeutschland. Heute konzentriert sich ihr Anbau auf Südtirol und Württemberg. Als Tafeltraube auch in den Benelux-Ländern. In den Hauptverbreitungsgebieten Württemberg und Südtirol liefert die Traube jeweils regionale Rotweinspezialitäten.

Erträge: Die spätreifende Sorte benötigt gute Lagen, dank ihres kräftigen Wuchses begnügt sie sich jedoch mit eher kargen Böden. Als besonders geeignet erweisen sich warme, steinige Muschelkalk- und Keuperböden. Die Sorte ist gegenüber Oidium stark empfindlich, während sie gegenüber den anderen Rebkrankheiten eine mittlere Empfindlichkeit besitzt. Mit ihren sehr großen Trauben zählt sie zu den besonders ertragsstarken Rebsorten. Beim Trollinger sind Hektar-Erträge von 120 bis 140 hl üblich.

Weine: In Südtirol, wo der Vernatsch in der Weitraum- und vor allem Pergola-Erziehung kultiviert wird, werden aus ihm harmonische, feinblumige Weine gekeltert, die meist jung und frisch getrunken werden. Sie werden zuweilen mit Weinen der Sorte Lagrein verschnitten und zeigen im Geruch Anklänge an Veilchen im Geschmack lebhaft, mit angenehmer Fülle, harmonisch, bisweilen sogar recht voll. Ihre Farbe tendiert zu Rubin- bis Dunkelrubinrot. In der Regel werden die Rotweine aus Trollinger bzw. den Vernatsch-Spielarten jung und frisch getrunken. Für eine längere Lagerung kommen sie kaum in Betracht. Der Württemberger Trollinger ist ein etwas kerniger, leichter Wein von hellroter bis rubinroter Farbe. In guten Jahren, in denen höhere Mostgewichte und eine bessere Farbausbeute der Beeren erzielt werden, sind Trollingerweine farbkräftiger, rassiger und zuweilen auch elegant. Sie erinnern dann ein wenig an Beaujolais. In klimatisch weniger günstigen Jahren bedarf der Trollinger überwiegend der Verbesserung (Anreicherung), so dass er im wesentlichen als angenehmer Tischwein gilt. Da er vornehmlich in Württemberg konsumiert wird, nimmt er gleichsam die Rolle eines »schwäbischen Nationalgetränkes« ein, dessen Anhänger die besondere Bekömmlichkeit des Trollingers gerne betonen. Die auffallend helle Farbe des Trollingerweines gilt als typisch und wird nicht als störend empfunden. Ein nicht geringer Teil der Trollinger-Reben werden hell gekeltert und zu „Schillerwein“ verarbeitet. Eine Abart des Trollingers ist der Muskattrollinger, der vor ungefähr 100 Jahren in den Weinbergen von Graf Adelmann (Burg Schaubeck) entdeckt wurde.